Ein unliebsamer saudischer Journalist wird ins Konsulat in der Türkei gebeten und ermordet. Der Fall Khashoggi hat im Oktober weltweit einigen Staub aufgewirbelt. Selbst Aussenminister Ignazio Cassis stellte Konsequenzen für die schweizerischen Beziehungen zu Saudi-Arabien in Aussicht.
Zwar ist der Fall noch nicht gänzlich aufgearbeitet, Saudi-Arabien räumte aber zumindest ein staatliches Verschulden ein, ohne jedoch die Rolle von Kronprinz Mohammed bin Salman darin zu klären. Mittlerweile scheint sich der Staub allerdings wieder gelegt zu haben. «Wir haben den Fall Khashoggi, der die Welt beschäftigt, schon lange abgehandelt», sagte Ueli Maurer gestern am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos zur SDA. Zurecht oder nicht? Das sagen unsere SRF-News-User.
Eine Frage der Moral
Die Diskussion in der Kommentarspalte dreht sich beim Thema Handelsbeziehungen zu Saudi-Arabien vor allem ums «liebe Geld». Einige SRF-User geisseln die wirtschaftliche Doppelmoral. «Nur nicht die Saudis verärgern, die bringen gewissen Kreisen viel Geld. Da drückt man schon einmal ein Auge zu bei einem schweren Gewaltverbrechen», schreibt etwa Reto Albertini.
Ein römischer Kaiser hat festgestellt: Pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Das weiss Herr Maurer. Im Finanzdepartement wird täglich gelüftet. Es ist unglaublich!
Und ein weiterer Kommentierender stellt fest: «Ueli Maurer bleibt seiner Linie treu, denn zum Tiananmen-Massaker meinte er auch sinngemäss: tempi passati!» Es sei einerseits stossend, andererseits aber auch ehrlich, denn nach Auffassung Maurers habe die Wirtschaft eben nichts mit Ethik oder Moral zu tun, schreibt er weiter.
Es geht uns gut, wir brauchen keine wirtschaftlichen Beziehungen mit diesem Schurkenstaat.
Dafür zeigt eine nicht repräsentative Umfrage zum Thema: 74 Prozent der Umfrage-Teilnehmer möchten die Handelsbeziehungen zu Saudi-Arabien nicht in der bisherigen Form weiterführen.
Das unterstreicht auch der Kommentar von Stefan Huwiler: «Es geht uns gut, wir brauchen keine wirtschaftlichen Beziehungen mit diesem Schurkenstaat.» Er sieht den Fall Khashoggi dabei eher als Randnotiz. Saudi-Arabien begehe viel schlimmere Verbrechen, die ganze Völker beträfen und diese seien Grund genug, das Land zu sanktionieren und international ins Abseits zu stellen.
Doch es gibt auch Stimmen, die den Kurs des Finanzministers unterstützen. So verteidigt Max Blatter die Entscheidung Maurers mit dem Hinweis darauf, dass nicht bewiesen sei, dass die Anordnung zur Ermordung Khashoggis tatsächlich vom Kronprinzen kam. Er beruft sich dabei auf den Grundsatz: «Im Zweifel für den Angeklagten/Beschuldigten.»
«Dialog ist wichtig»
Sukkurs erhält Ueli Maurer übrigens auch von Elisabeth Schneider-Schneiter, der Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission (APK). Den Dialog weiterzuführen sei wichtig und richtig. «Wenn Gespräche geführt werden, heisst das nicht, dass die Schweiz das Vorgehen Saudi-Arabiens in den verschiedenen Bereichen goutiert, sondern dass der Dialog ein Zugang sein kann, um die Bewältigung von humanitären Katastrophen anzugehen», sagt die Nationalrätin im Interview.