Michèle Berger bereitet sich auf jede Sendung sorgfältig vor. Ein Gebärdenwörterbuch in Videoform hilft ihr, Namen und Begriffe richtig zu verwenden. Von Anfang an war Michèle Berger als Gebärdensprach-Dolmetscherin für die «Tagesschau» dabei.
Sich sammeln in der Maske
Aber jede Sendung stellt sie vor neue Herausforderungen: «Es hat sehr viele Ländernamen heute, das beginnt bei Serbien und Bosnien und geht weiter mit Simbabwe oder Libanon», erzählt Berger. «Das sind Begriffe, die ich nicht jeden Tag brauche, deshalb muss ich sie nachschauen, damit ich sie richtig produziere.»
In der Maske geht Berger in Gedanken den Ablauf der «Tagesschau» noch einmal durch, legt sich verschiedene Varianten zurecht. Die Entscheidung, wie sie die Sprache übersetzt, fällt sie aber erst während der Sendung.
«Wenn der Moderator spricht, muss ich zuerst warten und hören und verstehen, was die Aussage ist. Erst dann beginne ich, diese Inhalte anders in Gebärdensprache zu produzieren. Dadurch bin ich immer ein bisschen im Rückstand.»
Spezielle Namen für bekannte Personen
Bergers potentielles Publikum umfasst rund 10’000 Menschen. So viele Gehörlose leben schwätzungsweise in der Schweiz. Das sind knapp 0,2 Prozent der Bevölkerung.
Bei Namen orientieren sich Gehörlose an äusseren Merkmalen einer Person. So werden diese Namen nicht buchstabiert, es kommt ein sogenannter Gebärdenname zum Einsatz. Bei Bundesrätin Simonetta Sommaruga etwa sagt man den Namen und macht eine Bewegung dazu, die zu ihrer Frisur passt.
Michèle Berger möchte ihre Einsätze nicht mehr missen. Mit jeder Sendung lerne sie etwas Neues, das mache das Dolmetschen spannend.