Wegen Corona boomt der Hundekauf. Leider tummeln sich im Internet viele unseriöse Anbieter, die schnelles Geld machen wollen und auf das Tierwohl keine Rücksicht nehmen. Die Beiträge von «Dok» und «Kassensturz» zeigen: Viele Hundewelpen kommen schwer krank und traumatisiert in der Schweiz an.
Wie können Tierkäuferinnen und -käufer das verhindern? «Espresso» sprach darüber mit Bianca Körner, Juristin bei der Stiftung «Tier im Recht».
«SRF Espresso»: Bianca Körner, Hände weg von Tieren aus dem Ausland?
Bianca Körner: Das ist so. Ansonsten läuft man Gefahr, Massenzuchten im Ausland zu unterstützen.
Häufig lockt der günstige Preis. Ein Trugschluss, denn werden die Tiere krank, kommen auf die neuen Besitzer immense Tierarztkosten zu. Wie gehe ich richtig vor, damit das nicht passiert?
Man darf nichts überstürzen. Es handelt sich um ein fühlendes Lebewesen, mit dem man eine Beziehung auf Dauer aufbaut. Daher sollte man sich zuerst einige Fragen stellen: Kann ich mir das finanziell leisten? Habe ich Zeit? Kann ich den Bedürfnissen des Tieres gerecht werden? Und passt der Charakter des Tieres zu mir?
Je nachdem gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon sind Tierheime, wo man sehr gut beraten wird. Wird man dort nicht fündig, kann man auch einen professionellen Züchter aufsuchen.
Worauf muss ich bei Zuchten achten?
Ein seriöser Züchter hat nie mehr als eine bis zwei Rassen, und er interessiert sich für die Haltung – auch später noch. Er möchte den Hund auch in seinem neuen Zuhause besuchen. Bei der Übergabe händigt er einen Heimtierausweis aus, bei einem Rassetier einen Stammbaum und allenfalls einen Testnachweis auf zuchtbedingte Gendefekte.
Der Züchter oder die Züchterin zeigt die Aufzucht und die Elterntiere. So kann man gerade bei zuchtbedingten Krankheiten abschätzen, wie der Welpe im Erwachsenenalter werden könnte.
Ein seriöser Züchter hat offene Türen und gibt alles preis. Er stellt Fragen, liefert aber auch Antworten.
Vermutlich macht es Sinn, mehrere Male vorbeizugehen …
Auf jeden Fall. Ein seriöser Züchter hat offene Türen und gibt alles preis. Er stellt Fragen, liefert aber auch Antworten. Wer unsicher ist, sollte vorab alle wichtigen Dokumente verlangen und diese Experten vorlegen. So kann man sicherstellen, dass es sich nicht um einen illegalen Welpenhandel handelt – den gibt es nämlich auch in der Schweiz.
Welche Experten sollte man aufsuchen? Tierärzte? Oder Sie von der Stiftung «Tier im Recht»?
Richtig. Oder Tierschutzorganisationen, die sich mit diesem Thema auskennen. Und kantonale Veterinärbehörden.
Im «Espresso» warnen wir immer wieder vor Tierkäufen im Internet. Unterschreiben Sie das?
Zu 100 Prozent. Die Gefahr ist gross, dass man in eine Falle von Betrügern tappt.
Service:
- Schweizer Tierschutz: Worauf achten bei Tierinseraten im Internet? Schweizer Tierschutz: Worauf achten bei Tierinseraten im Internet?
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: Augen auf beim Hundekauf Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: Augen auf beim Hundekauf
- Stiftung Tier im Recht Stiftung Tier im Recht
Es gibt auch Schweizer Tierheime, die sich darauf spezialisiert haben, Strassenhunde – zum Beispiel aus Ungarn oder Rumänien – hierher zu bringen und zu vermitteln. Was sagen Sie dazu?
Eine seriöse Organisation hat eine Pflegestelle in der Schweiz, wo man das Tier mehrmals besuchen und richtig kennenlernen kann.
In der Schweiz besteht dringender Handlungsbedarf.
Die Schweiz ist eines der wenigen europäischen Länder, das Welpen-Importe im Alter von acht Wochen erlaubt. Was muss sich ändern?
Es besteht dringender Handlungsbedarf. In unseren Nachbarländern gilt eine Altersgrenze von 15 Wochen. Die Altersgruppen darunter sind fragil und besonders häufig betroffen von Krankheiten. Dazu sollte allgemein eine Bewilligungspflicht für den Import von Tieren eingeführt werden. Und der Handel muss reguliert werden, zum Beispiel indem nur autorisierte Händler tätig sein dürfen.