Ueli Steck war Anfang April nach Nepal aufgebrochen. Dort wollte er sein jüngstes Projekt realisieren: die Everest-Lhotse-Überschreitung ohne zusätzlichen Sauerstoff. Steck wollte die beiden Berge von über 8000 Metern Höhe in weniger als 48 Stunden überqueren. Auf einer Vorbereitungstour am Nuptse ist Ueli Steck am Sonntag tödlich verunglückt.
Freund musste Steck bergen
Der Schweizer Helikopterpilot Maurizio Folini unterstützt während der Bergsteiger-Saison die Bergretter am Himalaya. Gemäss seinen Angaben änderte Steck vor der Tour kurzfristig seine Pläne.
Folini flog gestern den Helikopter für die Bergung von Ueli Steck. «10vor10» erzählt er, dass Steck zur Vorbereitung seiner Tour zum South Col, einem Pass zwischen Everest und Lhotse, aufsteigen und am Abend zum Basislager zurückkehren wollte.
Am Samstagnachmittag hatte Steck seinem Partner Tenji in einer SMS seine Planänderungen mitgeteilt. Er habe ihm geschrieben, dass er nicht mehr an den South Col gehe, sondern an den nahegelegenen Nuptse wolle. An diesem Berg ist der Unfall passiert. Wie Ueli Steck stürzte, ist nach wie vor unklar.
Erst die Bergung, dann die Emotionen
Helipilot Folini unterstützt während der Hochsaison die Bergrettung in Nepal bei besonders schwierigen Einsätzen, so auch gestern. Mit einer Maschine der Fishtail Air flog der Pilot zur Absturzstelle auf 5600 Meter Höhe.
Den Moment der Bergung seines Freundes beschreibt er so: «Bei der Landung habe ich erfahren, dass für Ueli Steck jede Hilfe zu spät kommt. Im ersten Moment habe ich mich dann nur auf meine Tätigkeit konzentriert, also auf die Leistung des Helikopters, auf den Wind und die Organisation der Bergung.» Die Emotionen hätten ihn später eingeholt, als er alleine war.
Pilot Maurizio Folini betont: «Es ist ein grosser Verlust, nicht nur im alpinistischen Bereich sondern auch für die Menschheit.»
Ueli Steck gehörte zu den allerbesten Bergsteigern der letzten Jahrzehnte.
Fotograf Robert Bösch erschüttert
Auch Kameramann und Freund Robert Bösch ist bestürzt über die Nachricht von Ueli Stecks Tod. Er hält am Telefon fest: «Ueli Steck wird bestimmt als inspirierender Bergsteiger in die Geschichte eingehen. Er hat seine Projekte immer akribisch vorbereitet, hat sie kompromisslos durchgezogen und hat das ganze Bergsteigen klar weitergebracht.»
Robert Bösch ist am Montag in Nepal angekommen. Er sollte Ueli Steck auf seiner Tour für Bildaufnahmen begleiten. Bösch hat in den letzten Jahren viele der Extremtouren Stecks dokumentiert.
Ehefrau in Nepal eingetroffen
Ueli Stecks Frau ist heute in Nepal eingetroffen, seine Eltern werden morgen erwartet. Vor Ort will sich die Familie um die Beerdigung kümmern. So würdigt auch Bergsteiger-Legende Reinhold Messner gegenüber SRF seinen Kollegen: «Ueli Steck hatte die Fähigkeit das zu machen, er hatte die Ausdauer das zu machen, die Schnelligkeit das zu machen.»