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Flug und Trug mit den CO2-Kompensationen
Aus Kassensturz vom 31.08.2021.
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Trügerischer Klima-Batzen Flug und Trug mit den CO2-Kompensationen

Hinter den Angeboten der Unternehmen verbirgt sich oft Greenwashing. Teils ist die Kompensation gar kontraproduktiv.

Einen Batzen für das Klima könnte man es nennen. Seit letztem Oktober können Shell-Kundinnen und Kunden beim Tanken einen Rappen Aufpreis pro Liter Treibstoff zahlen, einen freiwilligen Klimarappen. Laut Shell macht das jede vierte Kundin, total 300'000 Franken wurden bis August 2021 für Kompensationen zusätzlich bezahlt.

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So funktioniert das Kompensations-Projekt
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Mit dem Geld kauft Shell CO2-Zertifikate auf dem globalen Markt. Damit könne der CO2-Ausstoss der verkauften Treibstoffe kompensiert werden, verspricht Shell. «Unser Fokus liegt auf Waldschutz-Projekten und teilweise Aufforstung», erklärt Hasan Haybat, der stv. Leiter des Tankstellengeschäfts.

Drei Viertel der Zertifikate erbringen nicht die ausgewiesene Emissionsreduktion.
Autor: Anja Kollmuss Politikwissenschaftlerin Stockholm Environment Institute

Ölmulti setzt auf CO2-Kompensation

In der Praxis würden viele Kompensationsprojekte ihre Versprechen nicht halten. Zu diesem Schluss kommt Anja Kollmuss vom Stockholm Environment Institute nach der Analyse von vielen Kompensationsprojekten.: «Drei Viertel der Zertifikate erbringen nicht die ausgewiesene Emissionsreduktion.» Auch bei der laufenden Rappen-Aktion von Shell hat die unabhängige Politikwissenschaftlerin Anja Kollmuss Vorbehalte: «Was Shell anbietet, ist sehr günstig und führt Businessmodelle weiter, welche nicht zukunftstauglich sind.

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Hasan Haybat, Shell: «Wir haben uns entschieden, etwas zu machen auf dem Weg zu einem Energieunternehmen.»
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Hasan Haybat von Shell zeigt für diese Haltung teilweise Verständnis. «Ein Ölmulti, was wir bisher waren, kompensiert jetzt CO2. Bloss, was ist die Alternative? Einfach nichts machen?» Shell habe sich entschieden, schon heute etwas zu machen auf dem Weg zu einem Energieunternehmen.

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Anja Kollmuss, Politikwissensschaftlerin: «Die ganze Welt muss möglichst schnell Emissionen verringern.»
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Easyjet «offeriert» CO2-Kompensation

Eine andere Strategie fährt die Billig-Airline Easyjet. Sie zahlt von sich aus seit 2019 jährlich 32 Millionen Franken für Zertifikate. Die Passagiere bezahlen keinen Aufpreis auf die Flugtickets. Der ehemalige Militärpilot und «Kassensturz»-Zuschauer André Ochsenbein denkt sehr kritisch über die Strategie von Easyjet: «Das ist Greenwashing, das kann man nicht anders nennen.» Denn beim Fliegen wird nicht nur CO2 ausgestossen, sondern auch Russpartikel, Stickoxide und Wasserdampf. Diese indirekten Klimaeffekte werden von Easyjet nicht kompensiert.

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Thomas Haagensen, Leiter Europageschäft Easyjet: «Heute ist diese Lösung die beste, um Emissionen zu kompensieren.»
Aus Kassensturz vom 31.08.2021.
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«Kassensturz» trifft Thomas Haagensen, Leiter des Europageschäfts von Easyjet. Auf den Vorwurf des Greenwashings geht er nicht ein. Und auf das fragwürdige Kompensationsversprechen von Easyjet meint er: «Das Beste wäre emissionsfrei zu fliegen. Heute gibt es diese Technologie der Hybrid- und Elektroflugzeuge noch nicht. Wir wollen mit unseren Partnern bis circa 2035 diese Technologie haben.» Und bis dann sei die Kompensation die beste Lösung.

Mit Bäumen das Klima retten?

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Seit diesem Jahr kompensiert der Pizzakurier Dieci seine CO2-Emissionen mittels CO2-Zertifikaten. Alle Zutaten, das Pizzabacken und die Auslieferung verursachen im Jahr über 8500 Tonnen CO2. Für die Kompensation bezahlt Dieci rund 400'000 Franken. Einen Teil der Emissionen wird in einem Wald am Bucheggberg im Kanton Solothurn kompensiert.

Federführend ist die Firma Myclimate, die schon seit knapp 20 Jahren Kompensationsprojekte anbietet. «Dieser Wald wird in geringerem Ausmass genutzt. Der Wald wird grösser und die zusätzlichen Bäume binden mehr CO2», erklärt Kai Landwehr von Myclimate. Diese Mehrbindung von CO2 wird berechnet und Dieci kann sie für die Kompensation nutzen.

Begrenzter Platz, auch im Ausland

Die meisten Waldprojekte stehen im Ausland. Jürg Füssler, Geschäftsleiter vom Beratungsunternehmen Infra findet Waldprojekte grundsätzlich positiv. Das Ganze habe aber auch seine Grenzen: «Auf der Erde gibt es nicht mehr so viel freien Platz, um Bäume zu pflanzen. Gebäude, Strassen oder unfruchtbares Land setzen Grenzen. Und wenn Bäume gepflanzt werden, haben Bauern weniger Land für die Landwirtschaft.»

Kai Landwehr von Myclimate kennt die Problematik: «Bei Waldprojekten im Ausland ist es deshalb wichtig, darauf zu achten, dass diese Projekte nicht in Konflikt stehen mit der Produktion von Lebensmitteln und der Lebensweise von indigenen Völkern.» Das könne durch eine gute Projektplanung und spätere Kontrollen sichergestellt werden.


100 Jahre für eine Reise in die USA

Sicher ist: Bäume allein können den Klimawandel nicht stoppen. So muss eine Eiche 100 Jahre lang stehen und wachsen, damit sie einen Hin- und Rückflug in die USA kompensieren kann.

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Studiogespräch mit Reto Knutti, Professor für Klimaphysik ETH Zürich
Aus Kassensturz vom 31.08.2021.
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Kassensturz, 31.08.21, 21:05 Uhr

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