Worum geht es? Wie viele Menschen dem Erdbeben und dem Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi zum Opfer gefallen sind, ist derzeit noch unklar. Die Behörden rechnen mit über Tausend Toten. Die Zerstörungen entlang der Küste sind enorm. Dabei verfügt die Region eigentlich über ein Frühwarnsystem. Drei Tage nach der Katastrophe werden nun Vorwürfe laut, die Alarmierung habe versagt oder sei zu früh wieder abgestellt worden.
Was steckt hinter den Vorwürfen? «Das Frühwarnsystem hat wie geplant und vorgesehen funktioniert», widerspricht Jörn Lauterjung vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam. Er hat das System mitentwickelt. Fünf Minuten nach dem Erdbeben sei eine Warnmeldung vom Warnzentrum in der Hauptstadt Jakarta aus an die lokalen Behörden, an Radio- und TV-Stationen und die staatlichen Katastrophenschutzbehörden versendet worden.
Diese Meldung warnte vor dem Eintreffen einer Tsunamiwelle von 0,5 bis 3 Metern Höhe im Küstenort Palu. Und wurde bereits 34 Minuten später wieder zurückgezogen. Warum zahlreiche Menschen an der Küste trotzdem von der Welle überrascht wurden, ist dem Potsdamer Forscher nicht bekannt. Es könnte aber an der Arbeitsteilung liegen, so Lauterjung. Das Warnzentrum werde vom geophysikalischen Dienst Indonesiens betrieben. Die Kommunikation der Warnmeldungen vor Ort obliege jedoch den örtlichen Katastrophenschutzbehörden. «Diese betreiben auch alle möglichen Warnanlagen wie Sirenen oder sonstige Lautsprecherdurchsagen.»
Welche Lehren kann man daraus ziehen? Aus der Sicht von Lauterjung ist es jetzt wichtig, dass die Ausbildung der Bevölkerung fortgesetzt wird. Sie sollte zum Beispiel auch auf natürliche Warnsignale wie das Erdbeben selbst oder den Einsturz von Gebäuden reagieren und selbstständig handeln lernen. «Und wir müssen weiterhin die Leute trainieren und darin unterrichten, wie sie sich verhalten sollen, wenn eine Warnmeldung eintrifft», so Lauterjung.