Am Sonntag findet in Lyon der Final der Frauenfussball-WM statt, die USA spielen gegen die Niederlande. Im US-Team macht vor allem eine Frau Furore: die Stürmerin und Kapitänin des US-Frauenteams, Megan Rapinoe. Die 34-jährige lesbische Fussballerin mit rosarotem Haarschopf schiesst ein sensationelles Tor nach dem anderen – und abseits des Rasens tut sie gerne ihre politische Einstellung kund.
Sport als Teil der Frauenbewegung
Zum ersten Mal machte die exzentrische Fussballerin an der Frauen-Fussball-WM 2011 auf sich aufmerksam, als sie nach einem Goal gegen Gruppengegner Kolumbien ein herumliegendes Mikrophon im Corner ergriff und lauthals die Bruce Springsteen-Hymne «Born in the USA» zu singen begann.
Abseits vom grünen Rasen ist die 34-jährige Kalifornierin genauso ungehemmt – und politisch beredt. Rapinoe nimmt an Podien zu Lohngerechtigkeit teil, Frauenfussball versteht sie als Teil der Frauenbewegung. «Was wir als Team tun, verleiht Frauen Kraft, und diese Kraft fliesst zu uns zurück, wir begreifen, dass wir zusammen Ungerechtigkeit bekämpfen, sei es im Sport oder in der Geschäftswelt, das ist cool.»
Diesen Frühling klagte das 28-köpfige US-Frauenfussballteam gegen den US-Fussballverband. Sie beanstanden, dass sie 40 Prozent weniger Lohn erhalten als das Männerfussballteam, obwohl sie inzwischen mehr Geld einnehmen.
Kein Strammstehen bei Hymne
Megan Rapinoe war auch eine der ersten Sportlerinnen, die sich mit den schwarzen Kollegen der National Football League solidarisierte, als diese aus Protest gegen Rassismus während der US-Hymne niederknieten, statt in Stellung zu verharren, wie es üblich ist. Auch Rapinoe «took the knee», wie es in den USA heisst, und noch heute singt und steht sie nicht stramm zur Hymne.
Wir investieren viel Zeit und Energie, um das Rampenlicht für gute Zwecke zu nutzen. Ich mag es nicht mit einer Regierung teilen, die nicht für dieselben Ziele kämpft.
Präsident Donald Trump kritisiert sie scharf als Frauen- und Menschenfeind. Gegenüber dem Fussballmagazin Eight by Eight sagte sie, sie gehe nicht ins «Fucking White House», und meint damit den obligaten Besuch beim Präsidenten im Fall eines WM-Sieges.
«Wir investieren viel Zeit und Energie, um das Rampenlicht für gute Zwecke zu nutzen. Ich mag es nicht mit einer Regierung teilen, die nicht für dieselben Ziele kämpft», erklärte Rapinoe an einer Medienkonferenz. Der Präsident antworte mit einem verärgerten Tweet, sie solle doch erst mal gewinnen, bevor sie den Mund aufmache.
Die Trainerin des US-Frauen-Teams Jill Ellis steht voll hinter ihrer Stürmerin, die unter Beschuss steht. «Dieses Team hat einen bemerkenswerten Fokus, wir alle stehen hinter Megan. Aber wir haben nur eine Mission hier, einen Zweck. Kommentare und Medienberichte können wir gut ausblenden», sagt Ellis.
Medien: Rapinoe ist der neue Muhammad Ali
Der Final gegen die Niederlande steht vor der Tür. Im Halbfinal sass Megan Rapinoe wegen einer leichten Muskel-Zerrung auf der Ersatzbank. Doch für den Final sei sie mehr als bereit. «Wir sind einfach unzerstörbar, so fühle ich es. Dass wir im Final sind und ich mit meinem Team auf diese Bühne stehen darf, ist der stolzeste Moment meines Lebens.»
Die Medien in den USA fiebern mit. Rapinoe und ihr Team werden schon jetzt frenetisch gefeiert. Megan Rapinoe ist der neue Muhammad Ali, titelte das Politmagazin Atlantic. Das sind höchste Lorbeeren.