«Kassensturz» werden interne Dokumente von DPD zugespielt. Es sind unter anderem Listen von DPD-Fahrern. Darauf sind Touren mit Kundenadressen und genauen Lieferzeiten der Pakete, die DPD jeweils auf die Scanner der Fahrer lädt. «Kassensturz» rekonstruiert die Liefertouren von mehreren Tagen.
Scanner diktiert – im Minutentakt
Das Ergebnis: Die Fahrer dürfen für die Zustellung eines Paketes maximal 3 Minuten aufwenden. Oftmals gibt der Scanner gar blosse 60 Sekunden vor. Die Liste regelt den ganzen Tag – im Minutentakt. Brisant: DPD plant für die Fahrer allein fürs Ausliefern und Abholen der Pakete stets einen vollen Arbeitstag, also 8 bis 9 Stunden ein.
Gratisarbeit im Depot
Was auf der Lieferliste fehlt: die Arbeitszeit im Depot, das Sortieren und Beladen des Lieferwagens sowie die Hin- und Rückfahrt ins Verteilgebiet.
DPD plane so, wie wenn die Arbeitszeit erst mit der Zustellung des ersten Paketes beginnen würde, bestätigen gegenüber «Kassensturz» diverse Fahrer und Subunterunternehmen unabhängig voneinander.
Miese Arbeitsbedingungen – seit Jahren
«Kassensturz» berichtete schon einige Male über miese Arbeitsbedingungen der DPD-Fahrer. Das letzte Mal Anfang Jahr. Mit der Pandemie habe sich die Situation noch verschlechtert, erzählten zwei DPD-Fahrer. Regelmässig würden sie 12 Stunden arbeiten – ohne Pausen, nicht selten auch bis zu 15 Stunden am Tag, klagten die DPD-Fahrer. DPD wollte davon nichts wissen und schob die Verantwortung den Subunternehmen zu. Das Unternehmen schrieb «Kassensturz»:
Doch die zugespielten Lieferlisten belegen das Gegenteil. Seit Jahren weiss DPD, dass die Fahrer, welche zwar formal bei Subunternehmen angestellt sind, viel zu viel arbeiten.
Ein Insider, der DPD sehr gut kennt und anonym bleiben will, bestätigt: Alle Fahrer in der Schweiz würden nach solchen Lieferlisten arbeiten. Das System heisse Predict und sei die Planungs- und Kontroll-Software von DPD. Man müsse genau befolgen was der Scanner vorgibt. Ansonsten würde man bestraft. «Für jedes Paket, das nicht im Zeitfenster zugestellt wird, gibt es Strafpunkte und pro Punkt 50 Franken Lohnabzug für den Fahrer».
Auch die fehlenden Pausen der Fahrer sind DPD bekannt. Das belegt ein weiteres Dokument, das «Kassensturz» vorliegt. DPD wertet jeden Tag die Arbeit der Fahrer und Subunternehmen aus. Auch die Pausen der Fahrer. Erschreckend! Von den rund 80 Fahrern, welche auf der Liste aufgeführt sind, legten gerade mal drei Fahrer eine kurze Pause ein. Alle anderen Fahrer machten keine einzige Minute Pause!
Die totale Kontrolle
Auch die fehlenden Pausen der Fahrer sind DPD bekannt. Das belegt ein weiteres Dokument, das «Kassensturz» vorliegt. DPD wertet jeden Tag die Arbeit der Fahrer und Subunternehmen aus. Auch die Pausen der Fahrer. Erschreckend! Von den rund 80 Fahrern, welche auf der Liste aufgeführt sind, legten gerade mal 3 Fahrer eine kurze Pause ein. Alle anderen Fahrer machten keine einzige Minute Pause!
DPD ein verantwortungsloses System
Roman Künzler der Gewerkschaft Unia kennt die prekäre Arbeitssituation der DPD-Fahrer. Immer wieder schildern ihm Mitglieder von den überlangen Arbeitszeiten, ohne Pausen. DPD, welche zur französischen Post gehört, habe in der Schweiz ein einzigartiges, verantwortungsloses System aufgebaut.