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DPD Kurierfahrer: Schuften ohne Ende
Aus Kassensturz vom 14.09.2021.
abspielen. Laufzeit 19 Minuten 26 Sekunden.

Unhaltbare Arbeitsbedingungen DPD-Kurierfahrer: Schuften ohne Ende

«Kassensturz» liegen brisante Dokumente vor, die belegen, wie viel DPD tatsächlich selbst kontrolliert und diktiert.

«Kassensturz» werden interne Dokumente von DPD zugespielt. Es sind unter anderem Listen von DPD-Fahrern. Darauf sind Touren mit Kundenadressen und genauen Lieferzeiten der Pakete, die DPD jeweils auf die Scanner der Fahrer lädt. «Kassensturz» rekonstruiert die Liefertouren von mehreren Tagen.

Scanner diktiert – im Minutentakt

Das Ergebnis: Die Fahrer dürfen für die Zustellung eines Paketes maximal 3 Minuten aufwenden. Oftmals gibt der Scanner gar blosse 60 Sekunden vor. Die Liste regelt den ganzen Tag – im Minutentakt. Brisant: DPD plant für die Fahrer allein fürs Ausliefern und Abholen der Pakete stets einen vollen Arbeitstag, also 8 bis 9 Stunden ein.

Tabelle auf Papier
Legende: Mit solchen Listen diktiert DPD den Tag der Fahrer. SRF

Gratisarbeit im Depot

 Was auf der Lieferliste fehlt: die Arbeitszeit im Depot, das Sortieren und Beladen des Lieferwagens sowie die Hin- und Rückfahrt ins Verteilgebiet.

DPD plane so, wie wenn die Arbeitszeit erst mit der Zustellung des ersten Paketes beginnen würde, bestätigen gegenüber «Kassensturz» diverse Fahrer und Subunterunternehmen unabhängig voneinander.

Miese Arbeitsbedingungen  seit Jahren

 «Kassensturz» berichtete schon einige Male über miese Arbeitsbedingungen der DPD-Fahrer. Das letzte Mal Anfang Jahr. Mit der Pandemie habe sich die Situation noch verschlechtert, erzählten zwei DPD-Fahrer. Regelmässig würden sie 12 Stunden arbeiten – ohne Pausen, nicht selten auch bis zu 15 Stunden am Tag, klagten die DPD-Fahrer. DPD wollte davon nichts wissen und schob die Verantwortung den Subunternehmen zu. Das Unternehmen schrieb «Kassensturz»:

Zitat DPD
Legende: Schuld sind laut DPD die Vertragspartner. SRF

 Doch die zugespielten Lieferlisten belegen das Gegenteil. Seit Jahren weiss DPD, dass die Fahrer, welche zwar formal bei Subunternehmen angestellt sind, viel zu viel arbeiten.

Ein Insider, der DPD sehr gut kennt und anonym bleiben will, bestätigt: Alle Fahrer in der Schweiz würden nach solchen Lieferlisten arbeiten. Das System heisse Predict und sei die Planungs- und Kontroll-Software von DPD. Man müsse genau befolgen was der Scanner vorgibt. Ansonsten würde man bestraft. «Für jedes Paket, das nicht im Zeitfenster zugestellt wird, gibt es Strafpunkte und pro Punkt 50 Franken Lohnabzug für den Fahrer».

Auch die fehlenden Pausen der Fahrer sind DPD bekannt. Das belegt ein weiteres Dokument, das «Kassensturz» vorliegt. DPD wertet jeden Tag die Arbeit der Fahrer und Subunternehmen aus. Auch die Pausen der Fahrer. Erschreckend! Von den rund 80 Fahrern, welche auf der Liste aufgeführt sind, legten gerade mal drei Fahrer eine kurze Pause ein. Alle anderen Fahrer machten keine einzige Minute Pause!

Die totale Kontrolle

Auch die fehlenden Pausen der Fahrer sind DPD bekannt. Das belegt ein weiteres Dokument, das «Kassensturz» vorliegt. DPD wertet jeden Tag die Arbeit der Fahrer und Subunternehmen aus. Auch die Pausen der Fahrer. Erschreckend! Von den rund 80 Fahrern, welche auf der Liste aufgeführt sind, legten gerade mal 3 Fahrer eine kurze Pause ein. Alle anderen Fahrer machten keine einzige Minute Pause!

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Roman Künzler, Gewerkschaft Unia: «DPD erwirtschaftet Profit, übernimmt aber keine Verantwortung für die Angestellten.»
Aus Kassensturz vom 14.09.2021.
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DPD ein verantwortungsloses System

Roman Künzler der Gewerkschaft Unia kennt die prekäre Arbeitssituation der DPD-Fahrer. Immer wieder schildern ihm Mitglieder von den überlangen Arbeitszeiten, ohne Pausen. DPD, welche zur französischen Post gehört, habe in der Schweiz ein einzigartiges, verantwortungsloses System aufgebaut.

Stellungnahme DPD

Box aufklappen Box zuklappen

Erstmals nimmt DPD zu den Vorwürfen vor der Kamera Stellung. Im «Kassensturz»-Studio stand Marc Frank, Strategy & Innovation Director von DPD Schweiz, Red und Antwort.

Er betont, dass DPD keine Vorgaben mache und von den gezeigten Arbeitsbedingungen keine Kenntnis hatte. Die Subunternehmer seien juristisch verpflichtet, Arbeitszeiten zu registrieren. «Da müssen wir selbstkritisch sagen, dass wir unsere Überwachungspflichten, die wir gesellschaftlich haben, in der letzten Zeit nicht ausreichend wahrgenommen haben», erklärt Marc Frank.

Was die überlasteten Fahrer betrifft, glaubt Frank, dass es sich um Einzelfälle handelt. DPD verfüge über eine anonyme Meldestelle, und bisher seien keine Meldungen eingetroffen.

Für die Zukunft verspricht das DPD-Geschäftsleistungsmitglied: «Wir werden auf die Vertragspartner zugehen und werden Arbeitsverträge, Lohnabrechnungen, Zeiterfassung etc. kontrollieren. Zudem wird es auch Interview mit Fahrern vor Ort geben.»

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Studiogespräch mit Marc Frank, Mitglied der Geschäftsleitung von DPD
Aus Kassensturz vom 14.09.2021.
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Kassensturz, 14.09.21, 21:05 Uhr

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