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Verhütung mit Penis Mehr als nur Kondom

Spirale, Pflaster, Pille, Spritze für Menschen mit Gebärmutter und nur Kondom und Vasektomie für Menschen mit Penis. Wirklich?

Verhütungsmethoden sind ungleich verteilt. Während Menschen mit Gebärmutter etliche Methoden offen stehen, können Menschen mit Penis nur zwischen Kondom und Vasektomie wählen. In der aktuellen Folge von SRF Impact sucht Livio Carlin nach den Gründen und findet eine Alternative.

Der Ring

Es gibt eine inoffizielle Alternative zu Kondom und Unterbindung für Menschen mit Penis: In Frankreich vertreibt eine Gruppe privat den Andro-Switch-Ring. Das Prinzip ist einfach: Die Hoden hängen ausserhalb des Körpers, weil Spermien nur bei einer etwas tieferen Temperatur als im Körperinnern produziert werden. Der Ring drückt nun die Hoden ins Körperinnere, wodurch sich die Hoden erwärmen und die Spermienproduktion zurückgeht. Nach ungefähr zwei Monaten werden keine neuen Spermien mehr gebildet.

Wird der Ring nicht mehr getragen, werden wieder Spermien produziert. Wichtig: Die Wirkung muss durch ein Spermiogramm überprüft werden und der Ring sollte nur unter ärztlicher Anleitung benutzt werden.

Noch nicht massentauglich

Viele Männer können sich nicht vorstellen, so zu verhüten. Einer, der das aber bereits tut, ist Sexualpädagoge Jannik Böhm. Entgegen der Vermutung vieler: Im Alltag merke er nichts. Der Ring muss 15 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche getragen werden. Er gibt zu: «Ich glaube nicht, dass der Ring ein Massenprodukt wird, aber er kann den Weg ebnen für weitere Produkte, die anwendungsfreundlicher sind.»

Und die Methode erlebte gerade einen Rückschlag: Gerade ist der Ring nicht einmal verfügbar. Frankreich hat den Verkauf des Rings vorübergehend verboten, weil er bisher ohne Zertifizierung verkauft wurde.

Erfolglose Forschung seit 50 Jahren

An Verhütungsmethoden für Männer wird seit 50 Jahren geforscht. Ideen reichen von einer Hormonspritze, über ein Verhütungsgel, bis zu einem Samenleiterventil. Dennoch ist bis jetzt kein Produkt auf dem Markt.

«Hodebädeler»

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Legende: Hodebädeler in Zürich Thermische Verhütung im Zürich der 1980er: die «Hodebädeler». zvg beat schegg

In Zürich gab es bereits in den 80er-Jahren Versuche mit thermischer Verhütung: die «Hodebädeler». Mit warmem Wasser gelang es ihnen, die Spermienproduktion bis unter die Unfruchtbarkeitsgrenze zu senken. Die Verhütungswirkung hielt nach eigenen Angaben zwei bis vier Wochen an. Die Gruppe löste sich aber auf, weil ihre Experimente in die Anfangszeit von Aids fielen und nur das Kondom zuverlässig vor HIV schützt.

Ein Beispiel: 2011 wurde eine grosse WHO-Studie mit einer Hormonspritze für Männer abgebrochen. Die Spritze verhütete ähnlich gut wie die Pille für Frauen. Trotzdem wurde die Studie eingestellt, denn zehn Prozent der Teilnehmer beklagten sich über Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Depressionen oder Libido-Probleme – alles Nebenwirkungen, die denjenigen der Pille für Frauen* sehr ähnlich sind.

«Sobald es an die Hoden geht»

Auch in Deutschland wurde lange an einer Verhütungsmethode für Männer geforscht, nämlich an einer Kombination aus Hormonspritze und Implantat. Bis der Pharmakonzern Bayer die Firma kaufte und die Forschung am Präparat einstellte. Offiziell gibt Bayer ein unangenehmes Anwendungsschema als Grund an. Bayer ist aber auch Marktführer bei hormonellen Verhütungsmitteln für Frauen und verdient mit Spirale und Pille viel Geld.

Und auch sonst: Immer wieder fehlt das Geld, Studien werden eingestellt, Projekte abgebrochen. Das merkt auch Sexualpädagoge Jannik Böhm. «Sobald es an die Hoden geht, ist da die Kastrationsangst, der Männlichkeitsverlust. Diese Angst sitzt tief.»

«SRF Impact»

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Legende: SRF

So kompliziert und vielschichtig unsere Welt auch ist, wir wollen sie verstehen. Dafür gehen wir auf die Suche nach Antworten: In Reportagen tauchen wir ein in unsere Schweizer Gesellschaft und nehmen dich mit: Gib dir Deep Talk, Zweifel und Lichtblicke mit unseren Hosts Amila Redzic, Livio Carlin und Michelle Feer.

Alle Folgen «SRF Impact» sind auf Play SRF.

Das will Rebecca Weiss nicht akzeptieren: «Es ist Zeit, dass sich was ändert.» Die Diagnose einer Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs hat die Industriedesign-Studentin dazu geführt, selbst eine Alternative zu entwickeln, eine die verbreitete Anwendung finden soll.

Auch sie will Hitze nutzen, aber durch konzentrierten Ultraschall. Ihr Prototyp ist ein kleiner Topf, darin werden die Hoden gebadet und per Ultraschall erhitzt. Ihr Ziel ist es, dass die Hoden zur Verhütung nur alle zwei Monate für 10 bis 15 Minuten gebadet werden müssen. Doch das Projekt ist noch am Anfang der Entwicklung und damit Jahre vor der Markteinführung.

Braucht es mehr Verhütungsmethoden für Männer? Antworten in der Reportage.

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