Im Büro von Anna Maria Feit steht eine Schreibmaschine. Das wuchtige Gerät verbildlicht, was die junge Informatikerin an der ETH erforscht: Was können wir tun, um die Texteingabe einfacher, fliessender und natürlicher zu machen mit Hilfe von Algorithmen und mit einer Tastatur, die sich technisch kaum weiterentwickelt hat?
Am besten, in dem man sie modernisiert und sachte modifiziert. Anna Maria Feit hat dies kürzlich getan. Zusammen mit einem internationalen Forscherteam hat sie im Auftrag der französischen Regierung ein neues Tastaturlayout entwickelt.
Um herauszufinden, wie das optimale neue Tastaturlayout aussehen muss, verwendeten die Forscher Statistiken der Sprache und führten Studien durch, um offene Fragen zu klären, zum Beispiel, wie schnell man Sonderzeichen eingeben kann ausserhalb des normalen Buchstabenblocks und wie weit nach Aussen die Hände dabei verdreht werden müssen.
Die Daten aus den Studien und den Statistiken fütterten die Wissenschaftler anschliessend einem Algorithmus, der simulierte, wie es sich auf die Geschwindigkeit und Ergonomie auswirkt, wenn man Schrift- und Sonderzeichen unterschiedlich anordnet.
So entstand ein für heutige Zwecke optimales Tastatur-Layout, bei dem beispielsweise die beiden Zeichen @ und # direkt erreichbar sind ohne umständliche Tastenkombinationen.
Mit dem alten Standard sei es zum Beispiel auch unmöglich gewesen, Grossbuchstaben mit Akzent einzugeben, sagt die Forscherin. Sie hat für die «Grande Nation» eine effizientere Anordnung der Buchstaben entwickelt. Seit April ist dieses Layout in Frankreich offiziell in Gebrauch und das Tippen auf einer physischen Tastatur damit effizienter und ergonomischer geworden.
Aber was ist mit den Tastaturen, die wir weit häufiger benutzen – jenen auf unseren Smartphones? Sie basieren ebenfalls auf der QWERTZ-Tastatur und dem davon abgeleiteten Zehnfingersystem, das aber nicht funktioniert, weil die «Tasten» zu klein sind.
Bis heute kommt keiner von uns darum herum, ein zusätzliches Eingabesystem fürs Smartphone zu erlernen – mit einem Finger oder zwei Daumen.
Immerhin lassen technische Lösungen wie das Swipen, Autokorrektur oder Wortvorschläge etwas vergessen, dass die Schreibmaschinentatstatur für die Benutzung auf Smartphones unsinnig ist.
Spätestens bei Geräten wie VR-Brillen, smarten Fernsehern oder Gamekonsolen nutzen aber auch diese Kniffe wenig.
«In all diese Geräte wird die QWERTZ-Tastatur einfach immer draufgepackt», kritisiert Anna Maria Feit. Und die Anwender müssten dann mit einem Controller auf einzelne Buchstaben zeigen oder sich mit einer Fernbedienung über eine eingeblendete Tastatur hangeln.
«Wenn ich meinen Arm hochhalte und in der Luft herumfummeln muss, dann kann ich das nicht lange machen – ein virtuelles Büro funktioniert mit so einer Tastatur nicht!»
Lösungen sind noch im Forschungsstadium. Eine Kamera könnte beispielsweise Hand- und Fingergesten aufnehmen und in Text umsetzen. Noch eleganter wäre es, Geräte direkt an unser Hirn anzuschliessen und das, was wir denken, aufschreiben zu lassen. «Brain Computer Interaction» heisst der Forschungszweig, der ganz in den Anfängen steht, so dass wohl sogar die 1.5-jährige Tochter von Anna Maria Feit es kaum erleben wird, auf diese Art zu «schreiben».
So schnell werden wir die QWERTZ-Tastatur also nicht los.