Bis anhin konnten Lebern nur für wenige Stunden ausserhalb des Körpers aufbewahrt werden. Mit der neuen Maschine kann diese Zeitspanne auf eine Woche verlängert werden. Dies sei ein Durchbruch in der Transplantationsmedizin, wie es in der Medienmitteilung des Forscherteams heisst.
Für eine reguläre Transplantation reichen die bereits üblichen 24 Stunden. Neu an der neuen Technik ist, dass geschädigte Lebern ausserhalb des Körpers regeneriert werden können. So steigt die Zahl der Lebern, welche transplantiert werden können. Künftig ist die Hoffnung, dass man mit dieser Methode die ungefähr 30 Menschen, die jährlich sterben, weil keine Spenderlebern vorhanden sind, retten kann.
Spenderleber wird Leben im Körper vorgegaukelt
Die Maschine imitiert den menschlichen Körper möglichst genau, um den Spenderlebern perfekte Bedingungen zu bieten. So ersetzt eine Pumpe das Herz, ein Oxygenator die Lunge und eine Dialyseeinheit die Niere. Die Funktionen des Darms und der Bauchspeicheldrüse übernehmen verschiedene Infusionen. Wie das Zwerchfell im menschlichen Körper bewegt die Maschine zudem die Leber im Takt der menschlichen Atmung.
«Der Erfolg unseres Perfusionssystems eröffnet viele neue Möglichkeiten, Spenderlebern ausserhalb des Körpers zu überprüfen und zu behandeln und so den Patientinnen und Patienten mit schweren Leberkrankheiten zu helfen», erklärt der Co-Leiter des Projektes, Pierre-Alain Clavien. Mit der neuen Methode können nun die Spenderlebern regeneriert oder onkologisch therapiert werden. So können qualitativ mangelhafte Lebern gerettet und dann transplantiert werden.
Erste solche Transplantation bereits dieses Jahr
«Die grösste Herausforderung in der Anfangsphase unseres Projekts bestand darin, eine gemeinsame Sprache zu finden, die eine Verständigung über die jeweiligen Fachjargons der Spezialisten hinaus erlaubte», erklärt Co-Leiter Philipp Rudolf von Rohr. Für die Studie wurden zehn Spenderlebern in der Maschine aufbereitet, die alle nicht für eine Transplantation akzeptiert worden waren, weil deren Qualität zu gering war. Sechs dieser zehn Lebern wiesen nach der Behandlung in der Maschine eine hervorragende Funktionsfähigkeit auf.
Dies zeige das Potenzial der neuen Technologie, heisst es in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig besteht ein grosser Bedarf nach funktionsfähigen Spenderlebern. Allein in der Schweiz warten derzeit zwei- bis dreimal so viele Menschen auf eine Leber wie tatsächlich transplantiert werden können. Die erste mit dem neuen Verfahren behandelte Leber dürfte 2020 eingesetzt werden.
Eine Zukunftsvision der Forscher ist, dass sogenannte Autotransplantationen ermöglicht werden können: Patienten mit einer geschädigten Leber kann ein Teil entnommen, dieser in der neuen Maschine wieder funktionsfähig gemacht und anschliessend wieder eingesetzt werden. Diese Methode hat vor allem den Vorteil, dass es zu keiner Abstossung des Organs kommt.