Im aargauischen Baden ist diese Woche bei Bauarbeiten im Bäderquartier ein römisches Badebecken zum Vorschein gekommen. Wieso die Archäologin Andrea Schär von einem Sensationsfund spricht, erklärt sie im Interview.
SRF News: Warum ist das in Baden entdeckte römische Badebecken so spektakulär?
Andrea Schär: Der Fund ist relativ klein und sieht eigentlich recht unspektakulär aus. Doch er wirft ein neues Licht auf eine der historischen Landmarken in den Badener Bädern. Der Fund beweist, dass stimmt, was schon lange behauptet wurde: dass nämlich das mittelalterliche Verenabad – berühmt als Fruchtbarkeitsbad – im römischen Becken eingerichtet worden war und dass dort seit Jahrhunderten gebadet wurde.
Bis jetzt war also nicht 100-prozentig bewiesen, dass in Baden seit der Römerzeit durchgehend gebadet wurde?
Absolute Sicherheit gibt es in der Archäologie kaum. Es ging zwar die Legende um, dass das Verenabad im Römerbecken gebaut wurde – aber es gab dazu keine archäologischen Funde. Jetzt können wir argumentieren, dass wir das Bauwerk gefunden haben, in dem das mittelalterliche Verenabad eingerichtet war.
Wie kam dieser Fund jetzt genau zum Vorschein?
Die Bäder in Baden werden derzeit grundsätzlich umgestaltet. Dazu gehören Neubauprojekte von Mario Botta und Leitungserneuerungen im Strassenbereich. Diese sind seit ein paar Wochen im Gang und werden archäologisch begleitet. Als nun einer der Gräben geöffnet wurde, kam dieses Römerbecken zum Vorschein.
Könnte da noch mehr zum Vorschein kommen?
Wir gehen davon aus, dass in der gleichen Gegend Badens weitere bauliche Strukturen im Untergrund erhalten sind. Wir werden die Bauarbeiten weiter begleiten. Unser Ziel ist es, die römischen und mittelalterlichen Bauten wenn möglich zu schonen und die Leitungen so zu verlegen, dass das kulturelle Erbe im Boden erhalten bleibt.
Einer Ruine geht es nie besser, als wenn sie im Boden bleibt, wo sie schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden lag.
Dann kann sich das Publikum das neu entdeckte Römerbecken nicht anschauen?
Zum jetzigen Stand des Wissens nicht. Einerseits geht es einer Ruine nie besser, als wenn sie im Boden bleibt, wo sie schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden lag. Andererseits wird die betreffende Oberfläche als Verkehrsfläche und als Zugang zur im Bau befindlichen Reha-Klinik gebraucht. Es gibt aber andere Möglichkeiten, den Fund der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: mit Visualisierungen und Dokumentationen. Wir arbeiten darauf hin, dass mit Anschauungsmaterial einiges Wissen weitergegeben werden kann.
Das Gespräch führte Roger Brändlin.