Die Arbeiten an der Kathedrale Notre-Dame in Paris sind wegen Bleiverschmutzung unterbrochen worden. Ein Bericht der Arbeitsaufsichtsbehörde kam zum Schluss, dass die Sicherheitsvorschriften für die Arbeiter nicht ausreichend angewendet würden.
Im April waren der Dachstock und der Spitzturm der Notre-Dame vollständig ausgebrannt – dabei sind auch rund 500 Tonnen Blei geschmolzen. Der Bleistaub hat sich auf dem Brandherd niedergelegt und später in der Umgebung verteilt. Es konnten hohe Messwerte bis zum Louvre auf der einen, bis zum Brunnen von Saint-Michel auf der anderen Seite festgestellt werden, schildert der in Paris lebende Journalist Rudolf Balmer.
Mangelnde Transparenz
Brisant: «Es wurde alles getan, um das Problem in der Öffentlichkeit zu verbergen», sagt Balmer. Als das Online-Magazin Mediapart auf Messungen, welche die Grenzwerte um das bis zu 700-fache überschritten, aufmerksam machte, hätten die Behörden den unmittelbaren Nachbarn empfohlen, die Böden mit feuchten Reinigungstüchern zu putzen. «Das reicht natürlich nicht, hat aber dazu beigetragen, dass die Bevölkerung jetzt verunsichert ist.»
Die überschrittenen Grenzwerte und deren Gefährlichkeit geben zu reden. Die Umweltorganisation «Robin des Bois» hat wegen Gefährdung und Nachlässigkeit Klage eingereicht. «Das kann zu einem Prozess führen, der entscheidet, wer in der Debatte recht hat», so der Journalist. Fest steht allerdings: Blei ist auf langsame Art und Weise giftig. Eine chronische Bleivergiftung kann etwa Unfruchtbarkeit zur Folge haben.
Wegen der aktuellen Hitzewelle wurde berichtet, dass eine der Kuppeln doch noch einstürzen könnte. Auch deshalb wurden die Renovationsarbeiten um eine Woche verschoben, vermutet Balmer. In der vergangenen Woche war es in Paris bis zu 42 Grad heiss. «Man befürchtet, dass auch Teile, die man bereits als gewahrt betrachtete, zusätzlich geschwächt wurden. Symptome, dass weitere Teile einstürzen könnten, hat es bisher aber keine gegeben.»