Überrascht, aber nicht geschockt sei man hier in Utzenstorf. Man habe damit gerechnet, dass es früher oder später soweit komme. Es habe sich abgezeichnet, dass die Papierfabrik irgendwann ihre Produktion einstellen müsse. Das sagen alle, die man in Utzenstorf fragt. Einzig der Zeitpunkt, der sei bis gestern noch unklar gewesen.
Ich bin überrascht, dass es so schnell gegangen ist.
Ein junger Mann aus Utzenstorf sagt im Restaurant Rössli, er habe schon lange gewusst, dass es irgendwann so komme. Aber: «Ich bin überrascht, dass es nun so schnell passiert ist.»
Auch sein Gegenüber – ein Mann, der etwa eine Generation älter ist – meint: «Ja. Man hat es kommen sehen.»
In der Papierfabrik scheint alles wie immer
Die Mitarbeitenden kommen und gehen, es sieht alles ganz normal aus auf dem Gelände der Papierfabrik Utzenstorf. Nur, dass vielleicht die Gespräche auf dem Parkplatz etwas länger dauern heute. Alle sitzen ja im gleichen Boot.
Einige mögen nicht reden. Nicht heute. Andere schon: Es sei jetzt halt, wie es sei. «Den Kopf in den Sand stecken nützt jetzt auch nichts», sagt ein Mann, der wie fast alle hier, per Ende Jahr nicht mehr in der Papierfabrik arbeiten wird.
Die Stimmung heute Morgen war bedrückt. Ich hab meine Kollegen versucht aufzumuntern.
Er sieht das Positive, oder versucht es zumindest: «Immerhin haben wir noch fünf Monate. Ich hab heute Morgen versucht, meine Kollegen aufzumuntern.» Es sei eine bedrückte Stimmung gewesen. Viele seiner Mitarbeitenden seien in einem Alter, in dem man nicht so schnell wieder einen Job finde.
Das ist auch dem CEO Alain Probst bewusst. Er ist freundlich, aber die schwierige Situation scheint auch ihm den Schlaf zu rauben.
Ein Stück Utzenstorf geht verloren.
Er sei froh, dass man die Papierfabrik nicht «an die Wand gefahren», sondern rechtzeitig die Notbremse gezogen habe: «So haben wir nun die Möglichkeit, Sozialpläne auszuhandeln.»
Der «Papieri-Geist» sei etwas, das ihn stets beeindruckt habe. Die Leute hier, die hielten zusammen. Die seien eine Art eine Familie. Die Papierfabrik und ihre Leute gehörten einfach zum Dorf. «Ein Stück Utzenstorf geht verloren.»