Stark und wichtig wollen sie sein für die Schweiz. Darum soll aus der BDP und der CVP eine neue Partei in der politischen Mitte entstehen – die Fusion ist das Ziel der nationalen Parteien. Was aber sagt die Parteibasis? Was sagt die BDP-Hochburg im Kanton Bern – was die CVP-Hochburg in Freiburg?
Das ist eine gewagte Sache. Vielleicht zerschlägt man mehr Geschirr, als man flickt.
Im Kanton Bern wurde eine der ersten BDP-Sektionen gegründet, der erste BDP-Parteipräsident war ein Berner und der bisher einzige BDP-Ständerat war ein Berner. Doch auch in Bern verliert die BDP von Wahl zu Wahl an Macht. Eine Fusion mit der CVP könnte die Partei vor dem Verschwinden retten.
Das sei schon eine gewagte Sache, meint Hans Ulrich Salzmann, Präsident der BDP Sektion Brandis im Emmental, wo die BDP stark ist. Die BDP habe in Bern mehr zu verlieren als die deutlich kleinere CVP, heisst es bei der Parteibasis. Salzmann aber ist trotzdem für die Fusion. Man müsse weg vom ewigen Überlebenskampf.
Wer hat die Hoheit der politischen Meinung?
Dass es für die BDP im Kanton Bern keine Alternative zur Fusion gibt, scheint trotz Bedenken klar. Offen bleibt aber die Frage, wer politisch den Ton angibt. Für die BDP im Kanton Bern ist der Fall klar: sie, denn sie ist stärker als die CVP, die gerade einmal einen Sitz im Kantonsparlament innehat. Die BDP hat deren 13, stellt zudem eine Regierungsrätin und hat zwei Sitze im Nationalrat.
Die kleinere CVP in Bern will ihre Identität aber nicht verlieren. «Jeder soll sich selbst sein können, mit seiner eigenen Meinung», sagt Philippe Ebener, CVP-Mitglied aus Wiedlisbach. Das sei kein einfacher Punkt in der Fusionsfrage.
Jeder soll seine Identität behalten.
In Bern stellt die CVP zwar auch Ansprüche, sieht in einer Fusion aber Potenzial, künftig einen grösseren Anteil des politischen Kuchens zu erhalten. Sie zeigt sich auch offen, auf das «C» im Namen zu verzichten. Das könne sogar ein Vorteil sein, sagen langjährige CVP-Mitglieder.
CVP-Hochburg Freiburg
In Freiburg ist die CVP mit einem Wähleranteil von 24 Prozent nach wie vor die stärkste Partei im Kanton. Und sie zeigt sich offen für eine Fusion. «Man muss fusionieren, solange man noch stark ist, nicht, dass es zu einem Müssen wird», sagt Antoinette Krattinger, Präsidentin der CVP Oberland. Die «C»-Frage könnte die Partei aber spalten, befürchtet sie.
Dann lässt man es besser sein mit der Fusion.
Im katholisch-geprägten Kanton klammert man sich nämlich mehr an das «C» im Namen. «Man will die eigenen Wähler nicht wütend machen», sagt Krattinger. Dann lasse man es besser bleiben mit der Fusion.
Eine Lösung könnte jedoch sein, auf das «C» auf Bundesebene zu verzichten, jedoch nicht auf kantonaler, sagt Dominik Tschümperlin, Präsident der CVP Seebezirk. Hier bietet die BDP Freiburg Hand – zumindest als Übergangsphase.
BDP Freiburg offener als in Bern
Die Kompromissbereitschaft hat jedoch ihren Grund: Die BDP Freiburg kämpft ums Überleben, sie hat einen Wähleranteil von gerade einmal 0.25 Prozent und seit ihre beiden Grossräte zur CVP wechselten, ist sie ganz von der politischen Bildfläche verschwunden.
Befragt man also die Parteibasis der CVP und BDP zur Fusion, spielt die Grösse der Partei eine entscheidende Rolle, wie gross der Zuspruch für die Fusion ist. So ist die kleine BDP in Freiburg deutlich kompromissbereiter als ihr grösseres Pendant in Bern, wo die BDP mehr Ansprüche erhebt. Umgekehrt bei der CVP. Die kleinere Partei in Bern will zwar ihre Identität behalten, ist aber mehr bereit, auf etwas zu verzichten als ihr grösseres Gegenstück in Freiburg.