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Joanna Mühlemann und Simon Bärtschi über ihren Umstieg ins Pfarramt
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 04.11.2019. Bild: Michael Sahli/SRF
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Pfarrermangel in der Kirche Als Quereinsteiger auf die Kanzel

Weil den Kirchen der Nachwuchs fehlt, sollen vermehrt Quereinsteigende den Pfarrberuf erlernen. Zwei von ihnen erzählen.

In den kommenden Jahren werden in der Deutschschweiz zwei Drittel aller Pfarrerinnen und Pfarrer pensioniert. Das ist für das Kirchenleben ein Problem.

Deshalb haben die reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät der Universität Bern und dem Kanton Bern eine Intensivausbildung für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ins Leben gerufen. Wer bereits eine akademische Ausbildung absolviert hat, kann sich in vier Jahren zur Pfarrerin oder zum Pfarrer ausbilden lassen. Davon drei Jahre Vollzeit an der Universität – danach ein Jahr im Vikariat.

Keine Schnellbleiche

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Das Angebot der Theologischen Fakultät richtet sich an Akademikerinnen und Akademiker mit Masterabschluss. Der neue Studiengang wurde verdichtet entwickelt, so dass das Studium innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden kann.

Im Anschluss an das Studium folgt ein 14-monatiges Lernvikariat, das mit dem Staatsexamen, der Ordination und der Aufnahme in den Krichendienst abgeschlossen werden kann.

Der erste Ausbildungsgang startete im Herbst 2015 und ging im September 2019 zu Ende. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden während des Programms von kirchlicher und staatlicher Seite finanziell unterstützt.

Fixes Angebot

Was ursprünglich als einmalige Massnahme geplant war, wird nun zum fixen Angebot: Die Ausbildung findet ab 2020 erneut statt; allerdings in einem weniger starren Konzept als bisher, wie Stefan Münger von der Theologischen Fakultät der Universität Bern sagt. «Teilzeit wird in Zukunft eher möglich sein», sagt er.

17 Personen sind 2015 zum ersten Studiengang gestartet, 9 haben im September 2019 abgeschlossen, 7 sind noch unterwegs.

Mittelalterforscherin und Psychologe

Joanna Mühlemann ist 48. Sie war Übersetzerin und Mittelalterforscherin – ein Fachgebiet mit wenig beruflichen Perspektiven. Sie ist eine der 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die vor vier Jahren in den Studiengang gestartet sind. «Als meine Dissertation gedruckt war, fragte ich mich, wie es weitergehen soll», erzählt die gebürtige Polin. Dann las sie in einer Zeitung von der neuen Ausbildung an der Universität Bern.

Ein Geschenk des Himmels, dass ich doch noch Theologie studieren konnte.
Autor: Simon Bärtschi Absolvent der neuen Ausbildung fürs Pfarramt

Der gleiche Artikel war bei Simon Bärtschi (47) der Auslöser für den beruflichen Umstieg. Der Erziehungswissenschaftler und Psychologe hatte zwar eine Festanstellung bei der Berner Kantonsverwaltung. Aber der Wunsch, Pfarrer zu sein, schlummerte schon lange in ihm.

Als 20-Jähriger habe er sich bloss noch nicht getraut, Theologie zu studieren. «Was sagen die Kollegen?», habe er sich damals gefragt. Jetzt sagt er: «Es war wie ein Geschenk des Himmels, dass ich 20 Jahre später doch noch die Möglichkeiten bekam, Theologie zu studieren.»

Verschachtelte Sätze muss ich rigoros streichen.
Autor: Joanna Mühlemann Absolventin der neuen Ausbildung fürs Pfarramt

Wie ist es, als Quereinsteiger ins Pfarramt zu wechseln? Joanna Mühlemann sagt, sie profitiere von ihren vorderen Berufen beim Predigen: «Ich kann aus einem grossen Fundus an Bildern und Texten schöpfen.» Und die «dichte Präsenz auf der Kanzel» habe Ähnlichkeiten mit der Arbeit als Übersetzerin. Dafür müsse sie sich von der wissenschaftlichen Sprache verabschieden. «Verschachtelte Sätze muss ich rigoros streichen und vereinfachen.»

Mehr Lebenserfahrung?

Simon Bärtschi bekommt Rückmeldungen, man merke ihm den Psychologen an, wenn er predige. Ihm selber sei das nicht bewusst gewesen.

Und wie sieht es mit der Lebenserfahrung aus, von der sie mehr haben als ganz junge Theologinnen und Theologen? Simon Bärtschi mag das nicht überbewerten. Ob jemand ein guter Pfarrer oder eine gute Pfarrerin sei – was immer das auch heissen möge – das entscheide sich daran, wie er oder sie sich zu anderen Menschen und zu Gott verhalte.

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