- Chlorothalonil ist ein Wirkstoff, der in Pflanzenschutzmitteln seit den 1970er-Jahren gegen Pilzbefall insbesondere im Getreide- und Gemüseanbau eingesetzt wird.
- Am Freitag kommunizierte die Aare Energie AG Olten als Erste, dass man im Trinkwasser relevante Mengen des Pflanzenschutzmitteles Chlorothalonil gefunden habe. Der Höchstwert wurde knapp nicht erreicht.
- Auch die Zweckverbände Untergäu und Gäu informieren auf den entsprechenden Gemeindeseiten über die Messresultate. Hier lagen die Messwerte über dem zugelassenen Höchstwert.
- Der Kanton Solothurn hat drei Massnahmen verfügt. Gerade für die Gemeinden im Gäu ist die Situation aber schwierig und Lösungen nicht einfach zu finden.
Die Mitteilung der Aare Energie AG zur Fungizid-Belastung im Trinkwasser geht auf einen Bericht des Kantons Solothurn zurück, darin werden die Wasserversorger der Region über das Problem informiert. Erstmals überhaupt wurde das Trinkwasser auf Chlorothalonil untersucht, weil das Mittel trotz jahrzehntelanger Verwendung jetzt neu auf dem Radar der Behörden ist.
Die Messungen im Kanton Solothurn haben gezeigt, dass der Grenzwert von 0,1 Mikrogramm/Liter in einigen Gemeinden nur knapp unterschritten und in einigen Gemeinden sogar überschritten wird.
Besonders betroffen sind die Gemeinden in der Region Gäu, wo es viel intensive Landwirtschaft gibt. Im Zweckverband Wasserversorgung Gäu (Oberbuchsiten, Egerkingen, Niederbuchsiten, Neuendorf, Kestenholz, Wolfwil, Fulenbach) und im Verband Untergäu (Boningen, Gunzgen, Härkingen, Kappel) lagen die Messwerte für das Chlorothalonil über dem Höchstwert.
Betroffen sind auch Gemeinden in der Region Olten, wo die Chlorothalonil-Grenzwerte nur knapp unterschritten werden, wie der zuständige Wasserversorger Aare Energie AG bestätigt.
Verdünnung des Trinkwassers als mögliche Lösung
«Der Stoff ist seit 30 oder 40 Jahren im Trinkwasser», sagt Beat Erne, stellvertretender Geschäftsführer der Aare Energie AG auf Anfrage. Unterdessen aber haben die Schweiz und die EU den Stoff aber als «relevant» eingestuft, «eine Gesundheitsgefährdung könne nicht ausgeschlossen werden», sagt der Bund neu. Er könnte Krebs auslösen, daher behalten die Behörden die Konzentration im Trinkwasser besser im Auge.
Gegenmassnahmen sind aber schwierig zu finden. Es gibt noch kein Mittel, welches das Fungizid unschädlich macht. Trotzdem reagiert man bei der Aare Energie AG in Olten auf die neuen Messwerte und versucht betroffenes Wasser zu verdünnen. «Eigentlich können wir nur die Zeit spielen lassen, bis sich das Mittel selbst abbaut. Wir lassen aber nun vor allem jene Grundwasserpumpen laufen, welche deutlich unter dem Höchstwert liegen». Das Trinkwasser sei sicher weiterhin geniessbar.
Schwierige Situation im Gäu
Für die Gemeinden im Gäu allerdings sieht die Situation anders aus. Der Kanton habe die Gemeinden über die zu hohen Werte informiert, sagt der Zuständige des Zweckverbands Wasserversorgung Untergäu. Allerdings können die Gemeinden hier das Problem nicht gleich lösen wie in Olten.
Das Wasser verdünnen geht nicht, weil der Zweckverband Wasserversorgung Untergäu nur eine einzige Grundwasserfassung hat. Wasser vom Nachbarverband ist auch keine Option. Hier sind die Messwerte ebenfalls zu hoch. Nun wollen die Gemeinden in den Regionen Olten, Gäu und Untergäu gemeinsam das Gespräch mit dem Kanton suchen.
Drei Massnahmen des Kantons
Der Kanton hat mittlerweile drei Massnahmen verfügt. Die betroffenen Gemeinden müssen nun ihr Trinkwasser überwachen. Dann müssen sie abklären, ob sich das Wasser mischen lässt. «Wenn gar nichts geht, müssten die Wasserversorger das Wasser aufbereiten, aber das geht nicht von heute auf morgen», sagt der Solothurner Kantonschemiker Martin Kohler gegenüber SRF. Dafür bräuchte es komplexe Anlagen.
Klare Fristen gibt es nicht. Je höher der gemessene Wert, desto dringender müsse eine Lösung her, heisst es beim Kanton Solothurn weiter.