Es waren Bilder, die viele Personen aufgeschreckt haben. In Norditalien waren Spitäler überfüllt. Die Ärzte mussten entscheiden, wer noch behandelt wird und wer nicht. Zu solchen Szenen kam es im Aargau zum Glück nie. Tatsächlich stehen seit Wochen viele Betten in den Spitälern sogar leer. Am Dienstag lagen noch 78 Corona-Patienten im Aargau im Spital, wovon 22 davon künstlich beatmet werden müssen.
Wäre es jedoch zum schlimmsten Szenario gekommen, und die Spitäler wären überfüllt gewesen, dann wäre auch die Spitex gefordert gewesen. «Worst-Case-Szenario wäre gewesen, dass die Spitäler vor allem ältere Patienten hätte abweisen müssen und diese zu Hause, im schlimmsten Fall bis zum Tod, hätten begleitet werden müssen», sagt Max Moor, Geschäftsleiter des Spitexverbandes Aargau. Zum Glück sei es nicht oder noch nicht dazu gekommen.
Schwierige Aufgabe für Spitex
Trotzdem hat die Spitex genügend zu tun. Sie kümmert sich unter anderem um Corona-Patienten, deren Krankheitsverlauf weniger schlimm ist und sie deshalb nicht ins Spital müssen. Die Zahl solcher Klienten steige von Tag zu Tag, sagt zum Beispiel Daniel Lukic, Geschäftsleiter der Spitex Region Lenzburg: «Vor knapp zehn Tagen haben wir mit einem einzelnen Fall gestartet, nun sind wir bei neun Klientinnen und Klienten. Auch drei Mitarbeiterinnen sind positiv getestet worden.»
Sie nehmen das Risiko in Kauf, dass sie am Virus sterben.»
Bei den positiven Corona-Klienten handle es sich um Menschen, die zwischen 50 und 90 Jahren alt seien. Sie würden zu Hause gefplegt, solange ihr Zustand stabil sei. Darunter gebe es aber auch Menschen, die grundsätzlich nicht ins Spital wollen und auch zu Hause bleiben, wenn sich die Krankheit schlimmer entwickelt: «Dies ist eine Form der Selbstbestimmung. Wir haben aktuell zwei Klientinnen und Klienten, die sich klar weigern ins Spital zu gehen. Sie nehmen das Risiko in Kauf, dass sie am Virus sterben.»
Nach Spital weiterhin Pflege nötig
Max Moor, Geschäftsleiter des Aargauer Spitexverbands, rechnet damit, dass in den nächsten Wochen und Monaten noch mehr Arbeit auf die Spitex zukommt. Vor allem für ältere Menschen seien solche Krankheiten einschneidend. Viele würden auch weiter Hilfe brauchen, wenn sie das Virus überstanden haben: «Im Alter herrscht oft ein fragiles Gleichgewicht. Ältere Menschen, die zum Beispiel einen Sturz haben und sich den Schenkelhals brechen, sind danach plötzlich nicht mehr selbstständig. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch bei den Corona-Patientinnen und Patienten geschieht, dass sie nach der schweren Erkrankung nicht mehr ganz so fit sind wie vorher und zunehmend auch auf Hilfe angewiesen sind.»