- Der ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz ist unter Auflage von Ersatzmassnahmen aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
- Das Verfahren gegen sämtliche Beschuldigte läuft weiter. Das teilt die Staatsanwaltschaft Zürich mit.
- Vincenz war wegen des Vorwurfs auf ungetreue Geschäftsbesorgung verhaftet worden.
- Er bestreitet die Vorwürfe. In einer Mitteilung kündigt er an, sich mit allen Mitteln dagegen zu wehren.
Nach seiner Entlassung richtete sich Pierin Vincenz via Kommunikationsberater an die Öffentlichkeit. «Die Eröffnung des Strafverfahrens kam für mich völlig überraschend», wird er in einer Mitteilung zitiert. Er kritisiert die Untersuchungshaft als «unnötig» und bezeichnet deren Dauer als «völlig unverhältnismässig». «Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, wünsche ich niemandem.»
Vincenz kann sich grundsätzlich frei bewegen
Die Staatsanwaltschaft Zürich hat sich nicht zur Art der Ersatzmassnahmen geäussert. Möglich wären laut Gesetz etwa die Hinterlegung eines Geldbetrags oder ein Kontaktverbot zu gewissen Personen. Abgesehen von derartigen möglichen Einschränkungen kann sich Vincenz aber frei bewegen. Die «sehr intensive» Untersuchung sei «weit fortgeschritten», schreibt die Staatsanwaltschaft. Als nächstes wird entschieden, ob gegen Vincenz und weitere Beteiligte Anklage erhoben wird.
Vorwurf der ungetreuen Geschäftsbesorgung
Der ehemalige Raiffeisen-Chef war Ende Februar verhaftet worden. Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Vincenz wegen möglicher ungetreuer Geschäftsbesorgung.
Der langjährige Chef der Bankengruppe soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet Interessenskonflikte und verdeckte Treuhandverhältnisse verschwiegen und persönlich profitiert haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Vincenz bestreitet die Vorwürfe.
Im vergangenen Dezember hatte Aduno und im Februar Raiffeisen Anzeige gegen Vincenz erstattet. Seitdem wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf weitere Personen ausgeweitet.
Mitte Mai war die Untersuchungshaft gegen Vincenz wegen möglicher weiterer, strafrechtlich relevanten Transaktionen verlängert worden. Mit Vincenz aus der Untersuchungshaft entlassen wurde auch dessen Geschäftspartner Beat Stocker.