Auf Tigrinya, der am häufigsten gesprochenen Sprache in Eritrea, moderiert Absera Tewelde die anderthalbstündige Sendung. Die ehemalige Journalistin aus Eritrea ist seit Mai 2015 Asylbewerberin in der Schweiz. Zusammen mit acht Redaktionskollegen, die teilweise auch schon als Journalisten oder Autoren in ihrer Heimat tätig waren, engagiert sie sich für die Sendung, die jeweils am letzten Samstag des Monats auf Radio Lora, einem alternativen Zürcher Lokalradio, über den Äther geht. Via Website, Youtube oder Facebook kann das Programm aber auch später noch angehört werden.
Themen aus dem Alltag gegriffen
«Brhan» bedeutet Licht oder Klarheit. Klarheit möchten die Radiomacher in die komplizierten Verhältnisse bringen, in denen sich die eritreischen Migranten in der Schweiz wiederfinden. Die Integration ihrer Landsleute liegt Absera Tewelde sehr am Herzen. Wenn man keine Ahnung von der Schweizer Gesellschaft und Kultur hat, könne man hier nicht überleben, sagt die Moderatorin.
Ganz alltägliche Dinge, welche Migranten beschäftigen, wie zum Beispiel das lokale Schulsystem oder die Schweizer Essgewohnheiten, thematisieren die Redaktoren in der Sendung. Nicht nur sprachlich, sondern auch bei der Ernährung, sei es wichtig, sich zu integrieren, findet Abdu Mohammed, der vor 4 Jahren in die Schweiz gekommen ist und am Radio auch seine eigenen Erfahrungen den Zuhörern weitergibt.
Das Projekt soll Schule machen
Das Radio ist ein Pilotprojekt von der Asylorganisation Zürich AOZ. Im Vergleich zu Integrationskursen und Beratungsgesprächen ermögliche das Radio, dass Tigrinyasprachige die Informationen jeder Zeit und überall abrufen können, erklärt Irene Rodriguez. Sie ist bei der AOZ für das Projekt verantwortlich. Da so sehr viele Personen erreicht werden können, wäre es durchaus denkbar, ähnliche Angebote für weitere Sprachgruppen anzubieten.
Auch die beteiligten Redaktoren wie Absera Tewelde und Abdu Mohammed, die ehrenamtlich beim «Radio Brhan» mitarbeiten, könnten viel profitieren, sagt Irene Rodriguez. Sie erweitern ihr journalistisches Wissen und knüpfen nützliche Kontakte. Anstatt zu Hause zu sitzen und nichts zu tun, möchte sie sich lieber irgendwo engagieren, sagt Absera Tewelde, die noch auf ihren Asylentscheid wartet. Ihr Traum wäre es, einmal so gut in der Schweiz integriert zu sein und so gut Deutsch zu sprechen, dass sie als Journalistin hier arbeiten kann.