Beim Kraftwerk Wildegg-Brugg in der Nähe von Brugg an der Aare sieht man dicke, lange Kabel im Wasser. Mithilfe dieser Kabel und Sendern, mit denen man bereits hunderte Fische ausgestattet hat, erhalten die Forscher ein virtuelles 3D-Modell, das zeigt, wie sich die Fische im Wasser bewegen. «Wenn man weiss, wie, wann und warum sich die Fische bewegen, kann man weitere Idee entwickeln, wie man die Fische schützen kann», erklärt Ricardo Mendez, Projektleiter dieser Pilotstudie.
Seit Langem bestehen bauliche Lösungen, wie man Fische schützen kann, die über den Fischaufstieg flussaufwärts schwimmen. Beim Kraftwerk Wildegg-Brugg können sie durch einen zwei Meter breiten Betonkanal, am Kraftwerk vorbeischwimmen. Dieser wurde bereits beim Bau des Kraftwerks in den 50er-Jahren erstellt.
Für den Fischabstieg, also wenn Fische flussabwärts schwimmen, gibt es aber bis heute keine guten Lösungen bei grossen Kraftwerken. «Beim Fischabstieg ist die Herausforderung, dass die Fische der Hauptströmung folgen und bei guten Kraftwerken geht diese direkt auf die Turbinen», sagt Roger Pfammatter, Geschäftsführer des Verbands Aare-Rheinwerke, der über 30 Kraftwerke an Aare, Rhein, Limmat und Reuss vertritt.
Die Folge: Tausende Fische sterben jedes Jahr in den Turbinen der Kraftwerke. Die Fische können zwar durch die Turbinen hindurch schwimmen, etwa jeder zehnte wird dabei jedoch tödlich verletzt. Mit der aktuellen Studie wolle man nun etwas dagegen unternehmen, betont Roger Pfammatter. Man forsche seit nun fast 10 Jahren daran.
Ein erstes Projekt mit der ETH habe eine mögliche Lösung gezeigt – sogenannte Leitrechen könnten helfen. Mit diesen sollen Fische an den Turbinen vorbeigeleitet werden. Ob solche Leitrechen aber wirklich gut wären, was sie kosten würden und ob es vielleicht nicht noch andere Lösungen gibt, das soll nun die Pilotstudie beim Kraftwerk Wildegg-Brugg zeigen.
Aber: Warum unternimmt man erst jetzt etwas, um die Fische noch besser zu schützen? Roger Pfammatter gibt zu, vielleicht habe man sich in der Vergangenheit etwas zu wenig um dieses Thema gekümmert. Aber: Nun mache man vorwärts, betont er.
Die Kraftwerkbetreiber seiden zudem gezwungen etwas zu reagieren. «Das revidierte Gewässerschutzgesetz von 2011 schreibt vor, dass man die Wasserkraftwerke ökologisch saniert, unter anderem bezüglich Fischwanderung», erklärt Roger Pfammatter. Diese Lösungen müssten aber verhältnismässig sein. Beim aktuellen Projekt gehe es nun darum, dies zu klären.
Die Hoffnung ist, dass man Dank des Projekts beim Kraftwerk Wildegg-Brugg eine Lösung findet. Bis es aber so weit ist, dauert es noch ein paar Jahre. Läuft alles nach Plan, könnte es eine Lösung geben, die dann auch bei anderen grossen Flusskraftwerken zum Einsatz kommen könnte - und zwar weltweit. Das Ziel ist klar: In Zukunft sollen weniger Fische in den Turbinen der Kraftwerke umkommen.