Das Heilpädagogische Kinderheim Weidmatt in Wolhusen ist eine feste Grösse in der Schweiz: Es ist eine der wenigen Institutionen, die Kinder mit Behinderungen schon ab Geburt aufnimmt, um die Familien zu entlasten.
Doch ohne die Pioniertat von drei Wolhuser Geschwistern wäre die «Weidmatt» nicht, was sie heute ist: Maria, Josy und Anna Leberer bauten 1952 ein Chalet für Kinder, die zu früh zur Welt kamen oder in Familien hineingeboren wurden, die nicht für sie sorgen konnten. Sie taten dies aus eigenem Antrieb und auf eigene Rechnung – und in einer Zeit, in der es für Frauen schwierig war, eigene Projekte auf die Beine zu stellen.
Kein Kredit für drei ledige Schwestern
Anna Leberer, die jüngste der drei Schwestern, ist heute hundert Jahre alt und lebt in Wolhusen im Altersheim. Einen Baukredit für das Chalet hätten sie als ledige Frauen auf der Bank in Wolhusen nicht bekommen, erinnert sie sich – sie mussten dafür nach Luzern gehen. Und auch so sei der Bau nur dank einer befreundeten Hebamme aus Stans zustande gekommen, die begütert gewesen sei.
Die Kinder wohnten dann ein paar Tage bei uns in der Wohnung. Das war eng, aber es ging.
Hebamme war auch die älteste Schwester von Anna Leberer. Von ihr ging die Initiative für das Kinderheim aus: «Sie brachte hin und wieder kleine Geschöpfe heim, Frühgeburten, von Müttern, die der Situation nicht gewachsen waren», sagt Anna Leberer. «Die Kinder wohnten dann ein paar Tage bei uns in der Wohnung. Das war eng, aber es ging.» Und es habe ihr Freude gemacht, für die Kinder zu sorgen.
Die öffentliche Hand zahlte nichts
Als es immer mehr Kinder wurden und sie auch immer länger blieben, beschlossen die drei, das Chalet zu bauen. Bis zu zwanzig Kinder lebten darin, betreut von Anna Leberer und ihren Schwestern. Beiträge von der öffentlichen Hand gab es nicht, das Heim lebte von Spenden. «Es waren finanziell unsichere Zeiten», sagt die Hundertjährige. «Aber es ging immer.» Auch wenn die drei Schwestern, die sich zu Beginn kein Personal leisten konnten, sieben Tage in der Woche für die Kinder eingespannt waren und sich kaum einmal einen freien Nachmittag gönnten.
Es waren finanziell unsichere Zeiten. Aber es ging immer.
1985 traten die drei Schwestern aus Altersgründen kürzer und übergaben das Heim der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL), die dort bis heute ein Heilpädagogisches Kinderheim führt. Aber: Anna Leberer weiss von fast allen Kindern, die sie damals betreut hat, was aus ihnen geworden ist. Und von einigen erhält sie bis heute Besuch.
SRF1, Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.