Die Bewegungen sind sanft, vorsichtig und sehr langsam. Im Proberaum des Berner Stadttheaters bewegen sich rund 20 Frauen – die meisten davon Seniorinnen – zu Musik. Vorgezeigt werden die Übungen von zwei Tanzlehrerinnen. Es ist aber kein normaler Tanzkurs. Es geht um mehr als Freizeitbeschäftigung.
«Tanzen ist wie Medizin», sagt Clare Guss-West. Sie ist die Tanzlehrerin und Mitgründerin der European Dance and Creative Wellness Foundation – einer Organisation, die sich der Verbreitung von gesundheitsförderndem Tanzunterricht widmet. «Alte Menschen haben meist körperliche Einschränkungen. Wir geben ihnen durch das Tanztraining ein bisschen Freiheit zurück.»
Die tanzenden Frauen sind zwischen 65 und 88 Jahre alt. Also in einem Alter, in dem der Körper weniger leistungsfähig ist als früher.
«Durch das Training merke ich, dass doch noch viel möglich ist», sagt eine 72-Jährige. Und eine 81-Jährige fügt an: «Ich vergesse beim Tanzen, wie alt ich bin.»
Seniorstars – Tanzen wie die Profis
Das mit dem «Silberbär» ausgezeichnete Projekt ist eine Zusammenarbeit von drei Institutionen: Die European Dance and Creative Wellness Foundation und das Sportinstitut der Universität Bern widmen sich dem heilenden und präventiven Aspekt des Tanzens.
Wir geben den Seniorinnen ein bisschen Freiheit zurück.
Eine aktuelle Studie der Universität untersucht beispielsweise, ob und wie regelmässiges Bewegen und Tanzen hilft, dass ältere Menschen weniger oft stürzen.
Die dritte Institution, die beteiligt ist, ist Konzert Theater Bern. Sie stellt einerseits die Räumlichkeiten zur Verfügung, andererseits ist das Tanzprojekt eng mit dem Programm des Stadttheaters verknüpft. Das heisst, die Profitänzerinnen und -tänzer besuchen regelmässig die Seniorinnen beim Training und geben ihnen einen Einblick ins aktuelle Stück. Und umgekehrt besuchen die Senioren auch Proben der Tanzcompagnie.
Ich vergesse beim Tanzen, wie alt ich bin.
Da profitierten beide Seiten, sagt Max Schaffenberger von Konzert Theater Bern. «Es ist für die Tänzerinnen und Tänzer eine einmalige Gelegenheit, sich mit ihrem Publikum auszutauschen.»
SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32 Uhr/17:30 Uhr; kocm;haym;haee