Eine 58-jährige Thailänderin soll 88 arme Landsleute zur Prostitution in die Schweiz gelockt haben. In Bordellen in den Kantonen Bern, Solothurn, Luzern, Basel-Stadt, Thurgau, St. Gallen und Zürich mussten die Frauen und Transsexuellen ihre Körper verkaufen, um «Reiseschulden» abzuzahlen.
Die Angeklagte ist teilweise geständig. Vorgeworfen wird ihr nebst qualifiziertem Menschenhandel auch Förderung der Prostitution und Geldwäscherei im Zeitraum von Anfang 2009 bis Oktober 2014. Laut der Staatsanwaltschaft nützte die Frau die Notlage der Opfer aus.
Mit Tricks Visa organisiert
Sie versprach ihnen Arbeit in der Schweiz, organisierte trickreich die nötigen Visa und übernahm vorerst einmal die Flugkosten. Den Opfern sei durchaus bewusst gewesen, dass sie sich in der Schweiz prostituieren mussten. Nicht klar waren ihnen aber laut Staatsanwaltschaft die konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen.
Einmal in der Schweiz angekommen, mussten die Opfer einen Betrag von bis zu 30'000 Franken durch Prostitution abzahlen. Dazu kamen Kosten zum Beispiel fürs Essen und für Inserate. Für die Sexarbeiterinnen selber blieb praktisch kein Geld übrig, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.
Völlig isoliertes Leben
Eine Alternative zur Prostitution hatten sie nicht, sie lebten völlig isoliert von der Aussenwelt und in Abhängigkeit von den Drahtzieherinnen. Den Gehorsam der Opfer erklärt die Staatsanwaltschaft auch damit, dass der Respekt vor älteren Personen in der thailändischen Kultur tief verankert ist.