Die Anforderungen an die Spitex steigen. Je nach Leistungsvertrag muss sie ihre Dienstleistungen rund um die Uhr anbieten, auch neue Angebote wie Kinder- oder Onko-Spitex sind gefragt. Kleine Spitex-Vereine aus kleinen Gemeinden stossen deshalb oft an ihre Grenzen.
Daher fusionieren seit einigen Jahren immer mehr Spitex-Vereine kleinerer Gemeinden. Dabei kommt ein weiterer Trend dazu: Der Trend zur Bildung einer Aktiengesellschaft.
Verwaltungsratssitzung statt Generalversammlung
Beispiele dafür sind im Aargau die Spitex Region Brugg AG oder die Spitex Fricktal AG. Die Geschäftsführerinnen der beiden Betriebe zeigen sich auf Anfrage sowohl mit der Fusion wie auch mit der Organisation als gemeinnützige Aktiengesellschaft sehr zufrieden.
Die Gemeinden seien als Aktionäre besser eingebunden, sagen sie. Konkret heisst das: Strategische Entscheidungen werden nicht mehr an einer Generalversammlung vom Verein einmal im Jahr beschlossen, sondern regelmässig durch den Verwaltungsrat.
Spitex Region Zofingen AG?
Die Fusion zu einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft, das möchten nun auch die Vorstände von sechs Spitex-Vereinen aus der Region Zofingen (Aarburg, Strengelbach-Brittnau-Vordemwald, Murgenthal, Oftringen, Rothrist, Zofingen).
Das gemeinsame Spitex-Unternehmen hätte einen Umsatz von rund 6,4 Millionen Franken. Bei dieser Grösse sei die Organisation als Verein nicht mehr geeignet, sagt Adrian Schmitter, zuständiger Gemeinderat von Rothrist.
In einer AG haben grössere Gemeinden auch einen grösseren Einfluss.
Bei einer solchen Fusion wäre auch die Organisation als AG sinnvoll, sagt der Gemeinderat. «In einer Aktiengesellschaft können die unterschiedlichen Grössen der einzelnen Gemeinden auch unterschiedlich gewichtet werden».
Bei einem Verein hat jedes Mitglied eine Stimme. Auch Kleinstgemeinden hätten also bei einer Abstimmung dasselbe Gewicht wie eine Stadt. Bei einer Aktiengesellschaft ist hingegen das Kapital massgebend. Sprich: Oftringen hat künftig wohl einen grösseren Einfluss als zum Beispiel Strengelbach.
Keine Nachteile für Patienten
Doch immer wenn das Kapital massgebend ist, besteht die Angst, dass die Spitex AG nur noch Rosinen pickt, also nur noch lukrative Dienstleistungen anbietet. Eine AG, das klingt nach Firma, die rentieren will. Diese Gefahr bestehe aber aus mehreren Gründen nicht, beruhigt Adrian Schmitter.
Zum einen würde man die Organisationsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft wählen. Diese schüttet gar keine Gewinne an die Aktionäre aus. Zum anderen sei die Spitex durch einen Leistungsvertrag mit der Gemeinde gebunden. «Im Leistungsvertrag steht, dass die Spitex jedem Bürger ein vollständiges Angebot bieten muss», so Schmitter.
Das Angebot bleibt gleich. Es soll aber effizient und kostengünstig sein.
Eine gemeinnützige Aktiengesellschaft sei nicht gewinn-, sondern leistungsorientiert. Man biete den vollen Service für die Patienten. «Es geht einfach darum, möglichst effizient zu arbeiten.»
Gemeinden müssen noch entscheiden
Die Pläne für eine Spitex AG der Region Zofingen sehen vor, dass die Stützpunkte in den einzelnen Gemeinden weiter bestehen. Doch die Verwaltung würde laut Schmitter an einem Standort zusammengeführt.
Ob es so weit kommt, das ist aber noch offen. Die betroffenen Gemeinden müssen bis Mitte September entscheiden, ob sie dieses Projekt überhaupt weiterverfolgen wollen.