Seit Herbst entsteht auf dem Areal der Klinik Königsfelden in Windisch ein Erweiterungsbau für die forensische Psychiatrie. Dort werden also Straftäter behandelt, die eine schwere psychische Störung haben. Überwiegend sind sie schizophren und haben ein Gewaltdelikt begangen. Mit dem Neubau sollen das Therapieangebot und die Sicherheit verbessert werden, in der Vergangenheit machte Königsfelden mit Ausbrüchen von Straftätern Schlagzeilen.
Nicht nur im Pflegebereich haben wir massive Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden.
30 Millionen Franken kostet der Neubau. In Königsfelden geht aber bereits jetzt die Sorge um, nicht genügend Personal rekrutieren zu können. «Die Angst habe ich schon. Nicht nur im Pflegebereich haben wir massive Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden», sagt Peter Wermuth, Klinikleiter Forensik.
Mit dem Neubau schafft Königsfelden zusätzliche 26 Therapieplätze in der Forensik (heute: 48). In der Pflege und der Sozialpädagogik müssen folglich über 40 neue Stellen aufgebaut werden.
Eine schwierige Aufgabe, ist der Fachkräftemangel allgemein in der Pflege und in der Psychiatrie doch bereits gross und die Anforderungen an das Personal auf der forensischen Abteilung sind nochmals höher.
«Die Patienten sind tendenziell noch kranker als in der Allgemeinpsychiatrie und sie haben eine Straftat begangen.» Neben dem Umgang mit den Patienten müsse man auch viel mit Behörden kommunzieren, juristisches Wissen haben und das Strafvollzugssystem verstehen. «Das sind sehr hohe Anforderungen an die Mitarbeitenden.»
Die Psychiatrischen Dienste Aargau – kurz PDAG – haben sich deshalb dazu entschieden, in die Weiterbildung zu investieren. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW haben sie einen CAS Forensik entwickelt. Der erste Zertifikatslehrgang startete im November letzten Jahres im kleinen Rahmen: lediglich Mitarbeitende von Königsfelden nehmen teil. Im Juni werden sie ihren Abschluss machen.
Wir wollen mit dem CAS den Arbeitsplatz attraktiver machen.
In einem zweiten Schritt soll ab diesem Herbst das zukünftige Personal des Erweiterungsbaus durch den CAS geschleust werden, und in einem dritten Schritt soll die Weiterbildung auch für weitere Interessierte – beispielsweise Polizisten oder Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes – geöffnet werden. Peter Wermuth denkt sogar bereits darüber nach, den Zertifikatslehrgang zu einem Diplomlehrgang (DAS) oder gar einem Masterlehrgang (MAS) auszubauen.
Ziel sei, das Personal der forensischen Psychiatrie auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Ausserdem wolle man den Arbeitsplatz attraktiver machen. «Der CAS ist sehr praxisbezogen.» Krankheitsbilder und Therapiemethoden werden vermittelt, aber eben auch Wissen über die Justiz und den Straf- und Massnahmenvollzug. Eine sinnvolle Weiterbildung, findet Daria Rüegger, Pflegefachfrau und Stationsleiterin Forensik in Köngisfelden.
«In der Grundausbildung wird die forensische Psychiatrie nur angeschnitten. Der CAS schliesst deshalb auf jeden Fall eine Lücke.» Ein Problem sei nämlich auch, dass die Personalfluktuation in Königsfelden sehr hoch sei. Die – zumeist – jungen Pflegerinnen blieben im Schnitt nur etwa zwei Jahre. Daria Rüegger hofft, dass sich dies dank der besseren Weiterbildung künftig ändert.
Viele getrauen gar nicht erst, sich zu bewerben.
Die Stationsleiterin berichtet weiter, dass oftmals Unsicherheiten und Vorurteile herrschten, wenn es um die Arbeit auf der geschlossenen, forensischen Abteilung gehe. «Viele getrauen gar nicht erst, sich zu bewerben. Man kann sich sehr schlecht vorstellen, was einen erwartet.» Auch das soll der CAS Forensik verbessern, damit in rund zwei Jahren, wenn der Erweiterungsbau fertig ist, genügend Personal zur Verfügung steht.