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Gespräch mit Vater Damaskinos und Kapodistrias
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 23.11.2018.
abspielen. Laufzeit 13 Minuten 22 Sekunden.

Solothurner Kloster Das sind die neuen Bewohner des Klosters Beinwil

In der bewegten Geschichte des über 900-jährigen Klosters Beinwil SO wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Im Januar ziehen fünf orthodoxe Männer und Frauen ins ehemals katholische Kloster ein. Sie gründen das «Heilige Orthodoxe Kloster Johannes Kapodistrias Beinwil».

Neuer Abt wird Vater Damaskinos. Der im Kanton Neuenburg aufgewachsene Mönch lebt derzeit in einem Kloster in Norwegen. Präsident des neu gegründeten Kloster-Vereins ist sein leiblicher Bruder, Vater Kapodistrias. Der verheiratete Priester und Vater von vier Kindern lebt im Kanton Freiburg und wird als Kaplan im Kloster Beinwil wirken.

Kloster
Legende: Das Kloster Beinwil in der gleichnamigen Gemeinde an der Passwang-Strasse im Solothurner Bezirk Thierstein. SRF / Marco Jaggi

SRF News: Vater Damaskinos, Sie wollen in Beinwil ein Kloster aufbauen. Was heisst das, wie gross soll die Gemeinschaft einmal sein?

Vater Damaskinos: Am Anfang werden wir klein sein. Später wären 20 Mönche – Männer und Frauen – ideal. Basilius der Grosse hat eine monastische Regel aufgestellt, wonach 20 eine gute Grösse ist.

Im Kloster Beinwil hat es Platz für 40 Personen. Dann haben Sie also noch 20 Plätze übrig.

Es ist gut, freie Plätze zu haben. Gäste zu beherbergen ist nämlich eine zentrale Tradition im orthodoxen Klosterleben.

Dann bleibt das Kloster also offen für die Bevölkerung und Sie werden auch Reformierte oder Katholiken beherbergen, die für ein oder zwei Wochen Ruhe suchen?

Vater Kapodistrias: Ja genau. Alle können kommen und mit uns beten oder bei uns übernachten oder den Mönchen eine gewisse Zeit lang beim Arbeiten helfen.

Das Kloster Beinwil

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Das Kloster wurde im Jahre 1085 von Benediktinern gegründet. 1648 sind diese ausgezogen und haben 1669 das Kloster Mariastein gegründet. Es folgte eine Zeit des Zerfalls. Ein Brand im Jahre 1978 markierte den Neuanfang. Kirche und Konvent wurden restauriert.

Heute gehört das Konvent einer Stiftung, die es jeweils einer Gemeinschaft zur Verfügung stellt, «welche im Sinne des Evangeliums in Stille, Meditation und Gebet lebt und für die ökumenische Verständigung aller christlichen Konfessionen wirkt». Für die Neuvergabe ab 2019 gab es 10 Bewerbungen, aus denen die Stiftung das orthodoxe Kloster ausgewählt hat.

Das Kloster Beinwil war bis zum 17. Jahrhundert ein katholisches Kloster. Bis Ende Jahr lebt eine ökumenische Gemeinschaft darin. Sie wollen bereits im Januar einziehen. Müssen Sie das Kloster nicht noch umbauen?

Nein, das Kloster ist in einem sehr guten Zustand und die ökumenische Gemeinschaft wird uns zum Teil die Möbel dalassen. Die Kirche wird weiterhin von der römisch-katholischen Kirchgemeinde Beinwil benutzt, aber im Konventbau gibt es eine Krypta, in der es bereits orthodoxe Ikonen gibt. Das wird ein guter Ort für das Gebet sein.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie jetzt in Beinwil ein neues Kloster gründen?

Vater Kapodistrias: Wir haben seit über sechs Jahren nach einem Ort gesucht, um in der Schweiz ein orthodoxes Kloster zu gründen. Wir haben uns viele Orte angeschaut und Beinwil ist der beste. Die Gebäude sind ideal, es war ja auch schon einmal ein Kloster. Zudem ist die Lage sehr zentral. Viele Orthodoxe leben in der Schweiz in den Städten Zürich, Basel, Bern oder Lausanne. Beinwil ist von überallher in einer oder anderthalb Stunden erreichbar.

Orthodoxe in der Schweiz

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In der Schweiz leben rund 150'000 Menschen, die sich zum christlich-orthodoxen Glauben bekennen. Weltweit bilden die orthodoxen Kirchen mit ca. 300 Millionen Angehörigen die zweitgrösste christliche Gemeinschaft nach der römisch-katholischen Kirche.

Im 17. Jahrhundert haben die katholischen Mönche Beinwil verlassen. Sie haben das Kloster Mariastein gegründet, weil ihnen Beinwil zu abgelegen war. Das sehen Sie demnach anders?

Vater Damaskinos: Heutzutage haben wir ja Autos und sind viel mobiler.

Vater Kapodistrias: Zudem gibt es eine Postauto-Haltestelle. Und es ist auch wichtig für ein Kloster, nicht in der Stadt zu sein, sondern draussen in der Ruhe und Natur, da ist Beinwil perfekt.

In der Region sieht man nicht viele Orthodoxe. Sie werden Exoten sein in Beinwil.

Vater Kapodistrias: Am Anfang vielleicht. Aber wir hoffen, im Gespräch mit den Leuten gute Beziehungen aufbauen zu können. Wir sind ja auch Schweizer, das hilft hoffentlich. Welsche zwar, aber schon auch Schweizer (lacht).

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