Der ausserordentliche Parteitag der SP Aargau am Mittwochabend war spannungsgeladen. Wer würde nominiert als Kandidatin oder als Kandidat für die Ständeratswahl 2019? Nationalrat Cédric Wermuth (32) oder Nationalrätin Yvonne Feri (52)? Das Resultat war deutlich: Die Parteibasis will mit 105 zu 47 Stimmen den jungen Mann. Sie zählt auf seine Qualitäten als Redner und hofft, dass er die Inhalte der SP unter das Volk bringen und die Leute mobilisieren kann.
SRF: Cédric Wermuth, sie wurden mit einem sehr deutlichen Resultat nominiert. Was gab den Ausschlag zu Ihren Gunsten?
Ich glaube, es ist das Resultat einer jahrelangen Arbeit in den Sektionen mit den Menschen. Das ist meine Art, Politik zu machen. Aber es ist auch ein Vorschussvertrauen, und mein Auftrag ist es, dieses Vertrauen einzulösen.
Sie müssen nun mit dem Vorwurf leben, dass sie als Mann eine Frau aus dem Rennen geworfen haben, die schon lange feministische Themen bearbeitet. Und Yvonne Feri würde auch das erfüllen, was die SP Schweiz will, nämlich weibliche Kandidaturen – gerade auch für den Ständerat. Sie stehen also Yvonne Feri im Weg.
Nein, überhaupt nicht. Wir wussten, dass es auf beide Seiten gehen kann. Ich bin mir aber bewusst, dass es Leute gab, die Yvonne Feri wählten, weil sie eine Frau ist. Ich muss jetzt beweisen, dass ich feministische Themen im Wahlkampf einbringen kann.
Wie beweisen Sie im Alltag, dass sie «Feminist» sind? Aktuell sind Sie vielbeschäftigter Nationalrat, dazu haben Sie sonst noch viel um die Ohren. Das sieht doch nach der typischen Männer-Biografie aus: nie zu Hause und keine Zeit für Frau und Familie.
Es ist wirklich schwierig, das Nationalratsmandat und das Familienleben unter einen Hut zu bringen. Das kann man nicht wegdiskutieren. Aber mir ist wichtig, dass Feminismus so verstanden wird, dass es nicht einfach um das biologische Geschlecht geht. Es geht da um Machtstrukturen, die dazu führen, dass Männer und Frauen ungleich behandelt werden. Ich möchte Zeit mit meinen Kindern verbringen, sie wickeln können, ohne dass mir deswegen meine Männlichkeit abgesprochen wird.
Sie sagen von sich selber, sie seien ein Marxist. Sagen Sie das auch im Wahlkampf und sagen Sie auch, dass sie nach wie vor den Kapitalismus überwinden wollen?
Wer nach zehn Jahren Finanzkrise behauptet, wir hätten kein Problem mit unserem Wirtschaftssystem, der ist doch relativ kreativ unterwegs. Da muss man etwas ändern. Gesundheit muss ein Recht sein, Wohnen auch. Auch das Recht auf Arbeit muss existieren. Das bedeutet für mich, den Kapitalismus zu überwinden.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich