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Aargau Solothurn Vom bunten Haufen zur etablierten Partei: 30 Jahre Grüne Aargau

Im August 1983 haben sich gegen 200 Menschen im Zofinger Ochsen versammelt: Sie wollten die Aargauer Politik verändern und gründeten die Grünen Aargau. Der bunte Haufen von damals ist heute sogar in der Kantonsregierung vertreten. Richtungskämpfe gibt es aber nach wie vor.

Lokale Splittergruppen

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Die Grünen Aargau haben auch viele kommunale Splitter-Parteien unter ihrem Dach zusammen geführt: Namen wie "Eusi Lüüt" in Wohlen, "Läbigs Zofige" oder "Eichlebutzer" Würenlingen verschwanden vor allem in den 90er-Jahren. Die Grünen Aargau treten in den 80er-Jahren der Grünen Partei der Schweiz (GPS) bei und nicht dem (linkeren) Grünen Bündnis.

Marxisten, Vegetarier, Mitglieder der Partei «Poch» oder Anhänger der Homöopathie: Unterschiedlichste Menschen wollten 1983 in Zofingen ein politisches Zeichen setzen. Auch die damals 30-jährige Anti-AKW-Aktivistin Katrin Kuhn aus dem Freiamt ist dabei, als in langen Diskussionen die Grünen Aargau entstehen.

«Der Saal war viel zu klein, es gab auch keine Mikrofone. Man musste laut sprechen, um sich Gehör zu verschaffen», schildert die heute 60-jährige ehemalige Grossrätin und Nationalrätin die chaotische Anfangsphase ihrer Partei. Der ursprüngliche Name «Grüne Alternative Aargau» wird nach langen Diskussionen zu «Grüne Aargau» verkürzt.

Grüner Spagat zwischen links und rechts

«Das Transparent mit dem Namen war schon bereit. Man schränzte deshalb einfach den mittleren Teil ab», erzählt Katrin Kuhn im Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. «Dieser Schranz ist ein bisschen geblieben.» Katrin Kuhn spricht damit auf die traditionellen politischen Richtungskämpfe an: Die Grünen streiten sich immer wieder über ihre Positionen.

Die Aargauer Grünen seien irgendwo in der Mitte positioniert, glaubt Katrin Kuhn. In der Mitte zwischen einer grün-bürgerlichen und einer grün-roten Politik. Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten hat sich der bunte Haufen von damals zu einer etablierten Partei entwickelt. Aktuell haben die Grünen zehn Sitze im Aargauer Kantonsparlament. Mit Susanne Hochuli stellen sie sogar eine Regierungsrätin.

Auch auf kommunaler Ebene feiern sie Erfolge. Der Nationalrat Geri Müller, der auf lokaler Ebene das team baden vertritt, ist seit Kurzem Stadtammann von Baden. Geri Müller und Susanne Hochuli sind damit zu den Aushängeschildern der Grünen Aargau geworden. Sie zeigen aber auch, wie breit oder unscharf das Profil manchmal ist: Geri Müller gilt als radikaler Linker, Susanne Hochuli als pragmatische Mitte-Politikerin.

Energie-Politik als (schwieriges) Steckenpferd

Dieser politische Graben sei aus grüner Sicht zwar da, sagt Politik-Experte Claude Longchamp gegenüber Radio SRF. Im gesamten politischen Spektrum aber seien Geri Müller und Susanne Hochuli nicht so weit auseinander. «Sie haben beide klar Platz in einem grünen Profil», so Longchamp. Gemeinsam sei den beiden, dass sie «unkonventionelle» Politikerinnen und Politiker seien. «Geri Müller foutierte sich um Rauchverbote, Susanne Hochuli nimmt Asylsuchende bei sich auf: Das zeichnet die beiden aus.»

Die Aargauer Grünen entsprächen mit ihrem Profil dem Durchschnitt in der Deutschschweiz, meint Claude Longchamp. «Aussenpolitisch moderat öffnungsorientiert, innenpolitisch auf den Staat konzentriert oder sogar fixiert.» Die Westschweizer Sektionen seien klar linker positioniert, mit diesem Profil gleichzeitig erfolgreicher, weil linke Positionen im Welschland auf eine breitere Akzeptanz stiessen.

Die Glaubwürdigkeit der Grünen basiert vor allem auf ihren politischen Positionen in der Umweltpolitik, vor allem im Bereich Verkehr und Energie. Das mache es für die Grünen Aargau nicht einfacher, glaubt Claude Longchamp. «Der Aargau ist sehr atomfreundlich, auch weil die Energie-Industrie eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielt. Das macht es für die Grünen schwer, vor allem auch, weil sie ihre Anliegen oft über Volksinitiativen in die Politik tragen wollen und damit im Aargau kaum Mehrheiten finden.»

Entscheidende Frage: Grüner Bundesrat?

Für die Zukunft sei vor allem eine Frage entscheidend: Können die Grünen ihren Wähleranteil auf über 10 Prozent anheben? «Dann haben sie Anrecht auf einen Bundesratssitz, und das wäre ein weiterer wichtiger Schritt», sagt Politologe Longchamp.

Dass die Grünen heute bereits in kommunalen und kantonalen Regierungen sitzen, bezeichnet er als eine «phänomenale Entwicklung». Andere Parteien hätten das nicht geschafft, schon gar nicht in so kurzer Zeit. Es gibt also Grund zu feiern: Die Grünen Aargau tun dies am Dienstag an ihrer Delegiertenversammlung.

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