Sechs Firmen suchen in der Schweiz derzeit nach Erdgas. Die einheimische Aktiengesellschaft für schweizerisches Erdöl (Seag) plant vier Bohrungen im Kanton Waadt, eine im bernischen Seeland und eine im Zürcher Weinland.
Derzeit laufen noch die Bewilligungsverfahren, aber schon in einem Jahr will die Seag mit der ersten Bohrung beginnen. Die Firma Petrosvibri hat bereits unter dem Genfersee nach Erdgas gesucht – und gefunden. Eine weitere Bohrung soll Klarheit über die Förderungswürdigkeit des Vorkommens bringen.
Seag und Petrosvibri werden vom texanischen Konzern eCorp International finanziert. Er soll für die geplanten Bohrungen Dutzende Millionen Franken zahlen.
Es locken Vorräte für Jahrhunderte
Die britische Celtique Energie könnte für eine 15 Millionen Franken teure Probebohrung im Val de Travers im Neuenburger Jura im nächsten Jahr ein Baugesuch einreichen. Im Juni war ein Bericht aufgetaucht, wonach Celtique Energie trotz anderslautender Beteuerungen das Potenzial zur Förderung von Schiefergas abklären liess.
Das sind vorerst nur Erkundungsbohrungen. Stossen die Geologen aber auf Schiefergas, so wollen sie auf die in den USA erprobte Fracking-Methode setzen. Dabei wird erst in die Tiefe gebohrt, um dann das Gas aus den dünnen Schiefergas-Schichten zu lösen. Seag-Vizepräsident Patrick Lahusen schätzt das mögliche Potential als sehr gross ein: «Die neue Technologie lässt hoffen, dass wir hier über Gasreserven verfügen, die über Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte reichen würden.»
Verbot oder Moratorium
Die Grüne Partei fordert nun, die unkonventionelle Förderung fossiler Energie auf nationaler Ebene zu verbieten. Denkbar wäre auch ein Moratorium.
Unter die unkonventionellen Fördermethoden fällt auch das sogenannte Fracking. Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und teilweise giftigen Chemikalien in tief liegendes Schiefergestein gepresst. Das Gestein wird so aufgebrochen und offengehalten. Die Technologie erlaubt unter anderem die Förderung von Schiefergas, das zuvor unzugänglich war.
Grünen-Co-Präsidentin Adèle Thorens zählte vor den Medien in Bern die Kritikpunkte auf: Enormer Wasserverbrauch, Gefahr einer Grundwasserverschmutzung durch den Einsatz von Chemikalien, das Erdbeben-Risiko.
Nutzung der Erdwärme nicht verunmöglichen
Fracking kommt nicht nur bei der Schiefergas-Förderung zum Einsatz. Auch bei einigen Geothermie-Projekten wird das Gestein mit Wasser unter Druck gesetzt. Der Nutzung der Erdwärme stehen die Grünen allerdings grundsätzlich positiv gegenüber. Thorens stellte deshalb klar, dass «die Grünen kein generelles Fracking-Verbot wollen».
Die Partei fordert aber einheitliche Regelungen von Tiefenbohrungen und eine klare Koordination zwischen den Kantonen. Damit soll ein «sauberes Fracking» erreicht werden. Eingesetzt werden sollen nur noch Technologien und Stoffe, die für Mensch und Umwelt unbedenklich sind.
«Absolut umweltfreundliche Fracking-Methoden»
Auch bei den bürgerlichen Parteien will man allfällige Fracking-Projekte in der Schweiz deshalb ganz genau unter die Lupe nehmen. Ein Verbot gehe aber zu weit, sagt etwa SVP-Nationalrat Hans Killer, der künftige Präsident der nationalrätlichen Energiekommission: «Verbote verhindern künftige Entwicklungen, das ist nicht der richtige Weg.»
So sieht es naturgemäss auch die Gasbranche. Fracking sei nicht gleich Fracking, sagt Patrick Lahusen von der Seag: «Fracking hat sich in den letzten 30 Jahren total verbessert. Heute gibt es absolut umweltfreundliche Methoden.» Gefunden ist das Schiefergas in der Schweiz allerdings noch nicht.