98 Jahre produzierte die Firma Scintilla in Zuchwil elektrische Geräte. 2015 wurde das letzte Elektrowerkzeug montiert. Das Mutterhaus Bosch verlagerte die Produktion von Stichsägen und Bohrmaschinen aus der Schweiz nach Ungarn. 330 Stellen wurden gestrichen.
Eine schwere Zeit für Stefano Delfini, den damaligen Entwicklungsleiter. Rückblickend sei es aber eine Phase des Umbruchs in der Firmengeschichte der Scintilla, wie es sie mehrmals gegeben habe in den letzten 100 Jahren.
Der Ingenieur bereitet die Jubiläums-Ausstellung der Scintilla vor. Ab dem 24. Juni 2017 ist diese zugänglich. Gezeigt werden Produkte und Meilensteine aus der 100-jährigen Firmengeschichte. Von den Anfängen 1917 über den Aufstieg zum weltweiten Unternehmen mit Produkten für Heimwerker und Profis.
Vor allem aber wird auch der mehrmalige komplette Umbau der Firma thematisiert – wie letztmals seit 2013 nach der Ankündigung, dass in Zuchwil künftig keine Produkte mehr hergestellt werden.
Die Zukunft ist gesichert
Laut Ute Lepple, Scintilla-Direktorin und kaufmännische Leiterin Zubehör von Bosch, stehe der Standort Zuchwil als weltweiter Hauptsitz des Zubehörs nicht zur Diskussion. Das Firmengelände in der Nähe des Solothurner Bahnhofs und der Autobahn sei ideal gelegen. Geprüft werde aber ein Neubau neben dem heutigen Areal, welches Anfangs 2017 verkauft wurde und wo Scintilla nun Mieterin ist.
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Erstes Produkt der Scintilla ab 1917: Zündapparat «Magneto» für Flugzeugmotoren. Weltweit wird die Firma berühmt, als Charles Lindbergh 1927 den Atlantik überquert, in einem Flugzeug mit Magneto-Anlage. Scintilla bedeutet «Funke» in Latein.
ZVG/Scintilla/Bosch
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1925: BBC verkauft Scintilla. Auf der ganzen Welt werden Niederlassungen gegründet. In Zuchwil werden unter anderem Magnetspulen für Elektromotoren gewickelt (Bild). Hier wird auch das erste Blinklicht für Autos entwickelt, welches die damals üblichen Richtungs-Winker ablöste.
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1944, Versuchsobjekt Nähmaschine: Entwickler Albert Kaufmann befestigt ein Sägeblatt anstelle einer Nähnadel an der Nähmaschine seiner Frau. Der Prototyp der weltweit ersten Stichsäge ist entstanden und wird patentiert.
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Entwickelt und produziert von Scintilla: Die erste elektrische Stichsäge der Welt kommt 1947 auf den Markt. Im selben Jahr wird in St. Niklaus im Wallis eine Fabrik eingerichtet.
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Tretgeneratoren für die Schweizer Armee: Während des zweiten Weltkriegs liefert Scintilla Hometrainer-ähnliche Geräte, mit denen im Feld Strom für Telefonanlagen erzeugt werden kann. Wegen des Krieges fallen wichtige Kunden um Ausland weg.
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Prospekt aus den 1970er-Jahren: Scintilla produziert und entwickelt für Bosch. Die grünen Elektrowerkzeuge für die Heimwerker, die blauen für die Profis. Bosch ist seit 1954 an Scintilla beteiligt, ab 1964 werden Elektrowerkzeuge nur noch unter der Marke Bosch vertrieben. Seit 2005 ist Bosch Alleinaktionär.
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Scintilla-Produkte unter dem Namen« Bosch»: Das Zubehör-Geschäft für Elektrowerkzeuge wird vom Hauptsitz in Zuchwil geleitet. Produziert wird unter anderem im Wallis.
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Meilensteine der Scintilla
1917: Gründung als Tochterfirma der BBC durch ehemalige Bosch-Mitarbeiter. Produktion von Zündfunken-Apparaten (Magnetos).
1927: Charles Lindbergh fliegt als erster Mensch über den Atlantik. Sein Flugzeug ist mit Scintilla-Magnetos ausgerüstet.
1928: Erfindung der Blinker-Leuchte für Fahrzeuge.
1930: 1600 Angestellte arbeiten für Scintilla. 90 Prozent der Produkte werden exportiert. Niederlassungen auf der ganzen Welt.
1939: Mit Beginn des 2. Weltkriegs bricht das Exportgeschäft ein. Konzentration auf Produktion von Elektromotoren.
1944: Erfindung der Stichsäge durch Mitarbeiter Albert Kaufmann. Produktion ab 1946.
1954: Robert Bosch GmbH übernimmt Aktienmehrheit. Konzentration auf Entwicklung und Produktion von Elektrowerkzeugen.
1954: Scintilla-Geräte werden nur noch unter dem Namen Bosch verkauft.
1978: Beginn Produktion von Säbelsägeblättern in St. Niklaus (VS).
2002: Produktion erster Geräte wird nach Ungarn verlagert.
2013: Ankündigung, dass Produktion in Zuchwil geschlossen wird und 330 Stellen wegfallen.
2015: Letzte Montage einer Stichsäge in Zuchwil.
2017: 100 Jahre Scintilla. 280 Personen arbeiten im Hauptquartier für Zubehör in Zuchwil, 560 produzieren in St. Niklaus Sägeblätter.
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Ab 1918: Bau des Fabrikations- und Verwaltungsgebäudes in Zuchwil, welches heute noch besteht.
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1920 ist der Neubau fertiggestellt, die Scintilla als Tochterfirma von BBC produziert in Zuchwil mit 200 Angestellten vor allem «Magnetos». Ende Jahr sind es 600 Angestellte, 1930 bereits 1600. Fast die gesamte Produktion wird ins Ausland geliefert.
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Eingang zum Firmengelände der Scintilla in Zuchwil. Nach der Verlagerung der Elektrowerkzeug-Produktion nach Ungarn steht ein grosser Teil der Gebäude leer. Anfang 2017 wurde das Gelände verkauft, Scintilla hat sich in einen Teil eingemietet. Nun wird über einen kleineren Neubau nachgedacht, in der Nähe des heutigen Standorts.
Keystone
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Der Scintilla-Kreisel in Zuchwil, die Zufahrt zum Firmengelände.
SRF
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Scintilla-Werk in St. Niklaus im Wallis. Rund 600 Angestellte fertigen hier Sägeblätter und Bohrer. 2017 verlässt das sechsmilliardste Stichsäge-Blatt die Fabrik.
ZVG/Scintilla/Bosch
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