David Schneider steht mit seinem Mercedes vor dem Hotel Les Trois Rois. Und wartet. Während der Baselworld ist er von einem schwerreichen, russischen Geschäftsmann als Privatfahrer gebucht worden. Wobei die Bezeichnung «Fahrer» in diesem Fall eher irreführend ist. Denn das, was David Schneider während der Baselworld die meiste Zeit macht, ist warten.
Im Prinzip stehe er seinem Kunden rund um die Uhr zur Verfügung, sagt Schneider. Er würde mit ihm überall hinfahren, wenn er dies wünsche. Nur seien in diesem konkreten Fall seine Dienste nicht sonderlich gefragt. «Mein Gast bleibt vor allem in Basel, fährt vom Hotel an die Baselworld, tätigt dort Einkäufe und abends geht er in ein Restaurant», sagt Schneider. «Und dazwischen warte ich auf ihn.»
Russe leistet sich neben dem Privatchauffeur zwei Butler
Als Privatchauffeur an der Baselworld hat Schneider einen Einblick in eine Luxuswelt, die den Normalsterblichen verborgen bleibt. Allzu viel dürfe er zwar nicht verraten, schliesslich sei der Limousienenservice sei eine sehr diskrete Branche. Einen kleinen Einblick könne er aber schon geben. Zum Beispiel dass der Russe, den er betreut, sich zwei persönliche Butler leiste, welche ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen würden. In solchen Kreisen seien dann auch Privatfahrer keine Besonderheit mehr.
David Schneider, der an der Uni Basel Wirtschaft studiert, arbeitet seit vier Jahren als Limousienenfahrer für verschiedene Unternehmen. In diesem Nebenjob erledige der 25-Jährige rund 50 bis 60 Aufträge pro Jahr. Die meisten davon seien unspektakulär. So fahre er beispielsweise Geschäftsleute von Basel nach Zürich an den Flughafen oder ans WEF nach Davos. Ab und zu habe er aber auch ziemlich skurrile Aufträge.
Jacke eines Geschäftsmanns chauffiert
«Einmal hat ein Geschäftsmann aus Deutschland an einem Meeting in Basel seine Jacke vergessen. Abends um 23 Uhr habe ich einen Anruf erhalten, dass ich mich am nächsten Morgen sofort auf den Weg machen soll. Ich habe mir dann eine unserer Limousinen geholt und bin mit der Jacke nach Düsseldorf gefahren», sagt Schneider. «Man muss aber wissen, dass sich in der Jacke noch das Portemonnaie des Geschäftsmanns befand. Und auf die konnte er offensichtlich nicht lange verzichten.»
Auch von der Baselworld kann Schneider Anekdoten erzählen. Die Frau seines russischen Auftraggebers habe ihn zum Beispiel gebeten, Nagellackentferner zu kaufen. Und wenig später habe sie ihm aufgetragen, russische Buchweizen aufzutreiben.
Mit seinen 25 Jahren ist David Schneider schon über 200'000 Kilometer Auto gefahren. Das entspricht einer Strecke von fünf Erdumrundungen. Für ihn, der leidenschaftlich gerne Auto fahre, sei diese Arbeit der ideale Studentenjob.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)