Bei der Chemiefirma Cabb in Pratteln sind in der Nacht auf Montag Chlorwasserstoff und Schwefeldioxid ausgetreten. Über ein Dachfenster seien die Stoffe aus dem Gebäude entwichen, teilt CABB mit. Die betroffene Anlage sei sofort abgestellt worden und die Feuerwehr habe das undichte Rohr und das Dachfenster abgedichtet.
Ein Feuerwehrmann habe danach über Übelkeit geklagt, so Gartner. Er sei ärztlich abgeklärt worden, allerdings nach kurzer Zeit ohne Befund zurückgekehrt.
Doch damit nicht genug: Schon in der Nacht auf Dienstag gab es erneut einen Zwischenfall, notabene in einer anderen Anlage. Da sei, wie bereits bei früheren Unfällen, Chlorgas entwichen. Dieser Austritt sei auf eine undichte Stelle an einem Rohr zurückzuführen. Dieses Ereignis sei lokal gewesen, so CABB-Mediensprecher Ulrich Gartner, nicht einmal die Melder auf dem Gelände hätten darauf reagiert: «Es war ein kleines Ereignis rund um dieses Rohr herum.»
«So etwas darf nicht passieren»
Die beiden Zwischenfälle von dieser Woche sowie frühere hätten niemals passieren dürfen, sagt Gartner auf Nachfrage. «Jeder Vorfall ist einer zu viel und diese Häufung in letzter Zeit ist völlig inakzeptabel.» Bereits im Oktober habe die CABB eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich fast rund um die Uhr mit dem Thema Prozessoptimierungen und Konzeptionen beschäftige. «Der neue weltweite Sicherheitsbeauftragte der CABB verbringt gut 90 Prozent seiner Zeit in Pratteln», sagt Gartner. «Wir tun alles um diese Probleme nachhaltig zu lösen.»
Verunsicherung in Pratteln ist gross
Er habe unglaublich viele Mails und Anrufe aus der Bevölkerung erhalten, bestätigt der Pratteler Gemeindepräsident Stephan Burgunder. Er selber habe sich über beide Ereignisse vor Ort von den Sicherheitsleuten von Cabb wie auch vom Kantonalen Sicherheitsinspektorat informieren lassen, sagte Burgunder. In die Behörde habe er Vertrauen, doch mehr dürfe nicht passieren. Die Kantonalen Behörden seien gefordert, genau hinzuschauen beim Erteilen der Bewilligungen.
Schliessung von Cabb ist unrealistisch
Wenn die Geduld der Pratteler Bevölkerung zu arg strapaziert wird, könnten Forderungen nach einer Schliessung des Unternehmens laut werden. Doch dafür sieht der zuständige Kantonale Sicherheitsinspektor vorerst keinen Grund. Dafür müssten die gesetzlichen Grundlagen verletzt werden. Dies zu bestimmen, sei Sache der Staatsanwaltschaft.
Ob diese ein Verfahren wegen den jüngsten Ereignisse eröffne, sei noch offen, heisst es auf Anfrage.
Pannenserie beim Werk in Pratteln
Bei CABB hat es in den vergangenen Jahren mehrere Zwischenfälle gegeben, mit den beiden neueren sind es acht. Bei einem Unfall im 2014 verlor ein Mann gar sein Leben. Derzeit laufen wegen der verschiedenen Zwischenfälle mehrere juristische Untersuchungen.
(Regionaljournal Basel, 17.32 Uhr)