Keine Schule. Kein Jugendtreff. Kaum Kontakt mit Freunden. So sieht die Realität seit über zwei Wochen für Kinder und Jugendliche aus. Diese Einschränkungen gelten zwar für alle, aber Teenager treffen diese Massnahmen besonders hart, sagen Experten.
Gerade bei engen Wohnverhältnissen wird die Lage schnell prekär und es kann eskalieren.
Elsbeth Meier Mühlemann, Geschäftsleiterin der Jugendarbeit Basel (JuAr), sagt: «Jugendliche sind in einem Alter, in dem man sich von den Eltern abgrenzt. Jetzt sind sie aber ständig zuhause - keine einfache Situation.» In der Corona-Krise bleiben die Jugendtreffpunkte, auch jene der JuAr, geschlossen.
Explosive Mischung: Häusliche Gewalt wird steigen
«Es gibt Jugendliche, die damit ganz gut umgehen können. Aber wir hören auch von vielen, die mit der Situation grosse Mühe haben», sagt Meier. Das betreffe insbesondere Jugendliche, die zuhause in engen Wohnverhältnissen leben. Verhältnisse, wie sie in Kleinbasel und Kleinhüningen häufig anzutreffen sind. «Da wird die Lage schnell prekär und es kann eskalieren», so Meier.
Weil die Familien isoliert sind, finden die Krisen nun im Verborgenen statt.
Auch Patrick Fassbind, Leiter der Basler Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB, warnt vor dieser angespannten Situation. Vor allem, wenn zu engen Wohnverhältnissen noch Existenzängste dazukämen. «Familien sind dann krisenanfälliger», sagt Fassbind. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass die häusliche Gewalt in der Corona-Krise zunehmend wird.
Gewalt findet im Verborgenen statt
Vorerst seien die Meldungen von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche bei der KESB massiv zurückgegangen: von 15 Meldungen pro Woche auf rund eine. Das sei jedoch alles andere als ein gutes Zeichen. «Weil die Familien isoliert sind, finden die Krisen nun im Verborgenen statt», sagt Fassbind. Es fehle die soziale Kontrolle. Dabei würden die Schulen und Lehrpersonen eine wichtige Rolle spielen. «Wegen Homeschooling ist dieser Kontakt nun eingeschränkt und somit auch die Kontrolle.»
Beide Organisationen, die JuAr wie auch die KESB, suchen daher den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, um Eskalationen frühzeitig zu verhindern.
Mehr Betreuung durch Schule ist nicht möglich
Im Moment sind auch den Schulen die Hände gebunden. Zwar seien die Lehrpersonen und Schulpädagogen online im Kontakt mit den Schülerinnen und Schüler und auf das Thema sensibilisiert, sagt der Leiter der Volksschulen Basel Dieter Baur. «Im Notfall können wir ein Kind auch in die Schule zitieren, um es mal wieder physisch zu sehen», sagt Baur. Doch das Betreuungsangebot auszubauen, sei nicht möglich.
Denn dann würden wohl ziemlich viele Schülerinnen und Schüler kommen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Und dies würde den Vorgaben des Bundesrats widersprechen, sagt Baur. «Wir machen, was wir können, aber wir können die Situation nicht ändern.»