Am Samstagabend sah es in der Steinenvorstadt in Basel so aus, als hätte es nie ein Corona-Virus gegeben. Hunderte waren im Ausgang und feierten. Die Abstandvorschriften von zwei Metern gegen die Verbreitung des Corona-Virus hielt kaum jemand ein. In den sozialen Medien hagelte es Kritik. An den Partygängern, an der Polizei, die zu wenig eingegriffen habe, aber auch an den Bar- und Restaurantbetreibern.
Schlimmstenfalls müsste man einen solchen Ort schliessen.
Auch an der heutigen Medienkonferenz des Bundesamts für Gesundheit BAG gab der Vorfall zu reden. Der Corona-Delegierte Daniel Koch sagte: Falls es deswegen zu Neuansteckungen kommen sollte, müssten die Behörden einschreiten. «Schlimmstenfalls müsste man einen solchen Ort schliessen», so Koch.
Wirte sehen Polizei in der Pflicht
Auch der oberste Wirt von Basel, Maurus Ebneter, nimmt Stellung zum Samstagabend. Die Wirte hätten kein Interesse daran, dass gegen die Auflagen verstossen werde. Der Massenauflauf in der Steinenvorstadt habe hauptsächlich auf der Allmend und nicht in den Lokalen drin stattgefunden. Er verhehlt aber nicht, dass es schwarze Schafe unter den Wirten gäbe, welche das Verbot, Leute ohne Sitzplatz zu bedienen, ignoriert hätten. Aber die Wirte könnten nicht die Rolle der Polizei übernehmen. Diese sei nun gefordert, um die Vorschriften durchzusetzen.
Temporäre Absperrungen möglich
Die Frage geht also an den Basler Polizeidirektor Baschi Dürr (FDP). Er, respektive sein Polizeicorps, haben bis jetzt eine eher weiche Linie verfolgt: Sie suchen das Gespräch mit den Leuten, die gegen die Vorschriften verstossen, und appellieren an die Eigenverantwortung. Grundsätzlich will Dürr an dieser Politik festhalten. Er schliesst aber nicht aus, dass zusätzliche Massnahmen nötig sind: «Seien es temporäre Absperrungen von gewissen Brennpunkten. Oder sei es, dass wir in Zusammenarbeit mit anderen Ämtern wie der Allmendverwaltung, dem Gastgewerbeinspektorat oder dem Gesundheitsdienst schauen, was an zusätzlichen organisatorischen oder baulichen Massnahmen auf der Allmend nötig ist.» Dürr macht aber auch klar, dass es gegenwärtig nicht einfach ist, die Vorschriften durchzusetzen: «Wenn die Zahlen weiter tief bleiben und das Wetter schön, werden die Herausforderungen für die Polizei in den nächsten Tagen und Wochen nicht einfacher.»
Die Gesundheit muss Vorrang haben.
Auch Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (CVP) zeigt sich besorgt und kündigt konkrete Massnahmen an: «Wir müssen mit den Wirtinnen und Wirten über bauliche und organisatorische Massnahmen sprechen. Das muss klappen, sonst müssten wir die Betriebe schliessen.» Eine klare Ansage des Gesundheitsdirektors, der sagt: «Ich habe grosses Verständnis für die Schwierigkeiten in der Gastronomie. Aber die Gesundheit muss Vorrang haben.»
Die beiden Regierungsräten lassen also durchblicken, dass sie an den kommenden lauen Nächten kein «Laissez-faire» anstreben. Allerdings sind es nicht nur die Ausgehmeilen, in welchen die Abstandsvorschriften nicht eingehalten werden. Schon am Samstag-Nachmittag waren tausende Menschen in der Basler Innenstadt shoppen. Auch da näher als erlaubt.