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Ausverkauf der Heimat? «Ausländische Investoren sind ein Segen»

Bergbahnen rentieren nicht, das weiss man im Wallis. Warum dann trotzdem die Klagen? Alles nur Show, sagt Luzius Theler, der während 4 Jahrzehnten für den «Walliser Boten» tätig war.

Im Schweizer Tourismus geben mittlerweile vielerorts ausländische Investoren den Ton an und den Takt vor. Dass das auch zu Konflikten führen kann, zeigen aktuell zwei Beispiele aus dem Kanton Wallis.

Trotz bester Schnee- und Pistenverhältnisse hat der tschechische Bahnbesitzer Radovan Vitek in Crans-Montana Knall auf Fall den Betrieb eingestellt, weil sich die Gemeinde weigert, einen Unterstützungsbeitrag zu leisten.

Bei der Saastal Bergbahnen AG diskutierte die heutige Generalversammlung darüber, die Aktienmehrheit an den US-amerikanischen Investor Edmond Offermann zu übertragen. Ausverkauf der Heimat, klagen die Kritiker dort. Die Kapitalerhöhung wurde abgelehnt.

Ein strukturelles Problem

«Der Bergbahnensektor ist kein gutes Geschäft. Es gibt zu viele Anbieter», sagt Luzius Theler, der 40 Jahre lang als Redaktor und stellvertretender Chefredaktor des «Walliser Boten» tägig war. Selbst in grossen Orten wie Crans-Montana und Saas Fee rechne sich der Betrieb von Bergbahnen nicht, auch wenn genügend Schnee fällt.

Theler sieht dahinter ein strukturelles Problem. «Und jetzt ist die Rechnung fällig.» Deshalb seien ausländische Investoren ein Segen für den Walliser Tourismus.

Einheimische Investoren hüten sich

Zwar gibt es in Crans-Montana und auch in Saas Fee einheimisches Geld, wie Theler feststellt, «aber die Einheimischen hüten sich». Sie hätten bei mehreren Gelegenheiten schlechte Erfahrungen gemacht und wüssten, dass sich diese Investitionen nicht lohnten.

Für Theler ist jedoch klar, dass ausländische Investoren die ganze Wertschöpfungskette – vom Sportgeschäft über Restaurants, Hotels bis zu den Bergbahnen – anbieten müssen. «Sonst rechnet sich das nicht.»

Klärung der Strukturen nötig

Das strukturelle Problem führt Theler darauf zurück, dass der Bergbahnen-Sektor in der Schweiz als Wirtschaftszweig definiert wurde, «der gefälligst rentieren soll». In Italien, Frankreich oder vor allem in Österreich hingegen seien die Bergbahnen Bestandteil der öffentlichen Infrastruktur. Die Bergbahnen werden dort hochgradig oder sogar vollständig subventioniert, wie Theler feststellt. «Und da muss in der Schweiz eine Klärung stattfinden.»

Der Bergbahnensektor ist kein gutes Geschäft. Es gibt zu viele Anbieter
Autor: Luzius Theler Langjähriger Redaktor «Walliser Bote»

Die Bergbahnen hoffen nun auf die Olympischen Winterspiele 2026. «Der Sektor pusht diesen Anlass, weil er hofft, dass er mehr öffentliches Manna bekommt, um diese Strukturprobleme zu bereinigen.»

Klagen für die Galerie

Für die kritischen Stimmen, die man in den letzten Tagen aus dem Wallis hört und die einen Ausverkauf der Heimat beklagen, zeigt Theler wenig Verständnis. Das sei nur Show. «Da werden zwar Krokodilstränen vergossen, aber ich sehe auch, wie zögerlich die Leute hier ihre Geldbeutel öffnen.»

Da werden zwar Krokodilstränen vergossen, aber ich sehe auch, wie zögerlich die Leute hier ihre Geldbeutel öffnen.

Deshalb könnten Offermann und Vitek ihre Beteiligungen gar nicht verkaufen, selbst wenn sie wollten, so Theler. «Sie müssen also konstruktiv mit den Gemeinden zusammenarbeiten, sonst schädigen sie ihr eigenes Geschäft.»

Ernüchterung auch bei Oligarchen

Inzwischen hat es sich, wie Theler glaubt, unter Oligarchen und Investoren herumgesprochen, dass man sich in den Alpen keine goldene Nase verdienen kann. «Im Wallis aber hat man immer noch das Gefühl, dass das Bähnli gefälligst vor der eigenen Haustür vorbeifahren soll.»

Im Wallis hat man immer noch das Gefühl, dass das Bähnli gefälligst vor der eigenen Haustür vorbeifahren soll.
Autor: Luzius Theler Langjähriger Redaktor «Walliser Bote»

Halbtouristische Orte wie Naters hätten sich sogar in grossem Umfang an Bergbahnen beteiligt – jeweils mit breiter Unterstützung der Bevölkerung. «Man muss hier von Kommunalkommunismus sprechen, denn die Bahnen gehören der öffentlichen Hand. Dabei ist klar, dass das nicht rentiert und man das Geld eines Tages in den Kamin schreiben muss.»

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