«An Spitzentagen waren in den letzten Wochen bis zu 15 Leute gleichzeitig in der Innenstadt am Betteln», sagt der Berner Fremdenpolizei-Chef Alexander Ott. «Und wenn wir sie kontrollieren, sind bereits die nächsten in der Pipeline.» Nachdem es in der Stadt Bern einige Jahre ruhiger war, sind dieses Jahr in der Adventszeit wieder mehr organisierte Bettlerinnen und Bettler aus dem Ausland unterwegs.
Gezielt Mitleid erwecken
Die meisten kommen aus Rumänien, Bulgarien und der Slowakei. Viele sind Roma. In Camps nahe der Schweizer Grenze werde ihnen gezeigt, wie sie gezielt Mitleid erregen können, um mehr Geld einzusammeln, so Alexander Ott. Einige würden beispielsweise Behinderungen vortäuschen. Auf der anderen Seite würden auch gezielt Leute mit einer Behinderung rekrutiert. Häufig gebe es auch einen Verdacht auf Menschenhandel.
Sie bekommen mit betteln hier mehr Geld, als sie es zuhause verdienen könnten.
Die bettelnden Menschen bekommen nur wenig vom Geld. Aus Befragungen weiss die Fremdenpolizei, dass die Bettlerinnen und Bettler 90 Prozent des gesammelten Geldes abgeben müssen. Dieser Anteil fliesse an Drahtzieher weiter oben in der Hierarchie.
Keine Perspektive
Die Leute seien in ihren Herkunftsländern am Rand der Gesellschaft und hätten häufig weder Arbeit, noch Zugang zu Bildung. Der Rassismus und die Ausgrenzung, die den Roma entgegenschlage, zwinge sie förmlich zum Betteln. «Das ist ja das Verrückte an dieser Geschichte: Mit dem Wenigen, das ihnen vom Betteln hier bleibt, haben sie immer noch mehr als zuhause, wo sie keine Perspektive haben», sagt Alexander Ott.
Verbot ist keine Lösung
Ein Bettelverbot wie in Zürich oder Lausanne kommt für die Berner Fremdenpolizei nicht in Frage. Die Bettlerinnen und Bettler seien in erster Linie Opfer und würden durch ein Verbot nur zusätzlich bestraft, sagt Ott. Er setzt anstelle eines Verbots auf bessere Zusammenarbeit mit den Behörden in den Herkunftsländern. Das Problem sei nur zu bewältigen, wenn für diese Leute längerfristig Perspektiven geschaffen würden. Aus diesem Grund rät er davon ab, den Bettelnden Geld zu geben.