Es handelt sich um einen der grössten Fälle von Menschenhandel in der Schweiz. Am Mittwoch hat das Regionalgericht in Biel eine 58-jährige Thailänderin zu 10,5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Sie wurde des Menschenhandels, teilweise versucht begangen, in 75 Fällen schuldig gesprochen.
Zahlreiche weitere Vergehen
Das Regionalgericht Berner Jura-Seeland sprach die Frau auch der Förderung der Prostitution, mehrfach und teilweise versucht begangen, in 29 Fällen schuldig.
Dazu kommen Verurteilungen wegen Förderung der rechtswidrigen Einreise und des rechtswidrigen Aufenthalts in der Schweiz in Bereicherungsabsicht, teilweise versucht begangen, in 86 Fällen, und Geldwäscherei, gewerbsmässig begangen. Der Deliktsbetrag beträgt mindestens 120‘000 Franken.
Laut Staatsanwaltschaft waren sich die jungen Thailänderinnen bewusst, dass sie sich in der Schweiz prostituieren mussten. Sie erwarteten aber nicht, dass sie härteste Arbeitsbedingungen vorfinden würden und zuerst hohe Schulden abzahlen mussten.
Laut dem Gerichtspräsidenten wollte zumindest ein Teil der Frauen und Transsexuellen nicht in der Prostitution arbeiten. Das Gericht gehe davon aus, dass in keinem der 75 Fälle eine Einwilligung der Frauen vorliege, in diesem System mitzumachen.
Eines von mehreren Verfahren
In den letzten Jahren sind mehrere ähnlich gelagerte Fälle bekannt geworden. Allein im Kanton Bern wurden mehr als 20 Verfahren abgeschlossen, wie der Berner Regierungsrat Ende 2017 bekanntgab. Im März dieses Jahres verurteilte ein Freiburger Gericht einen Schweizer zu 16 Jahren, der in Thailand mehr als 80 Kinder sexuell ausgebeutet habe soll. Der Mann bot die Kinder in einer Bar Kunden an. Mit achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe sanktioniert wurde 2013 der frühere Chef eines Bordells im bernischen Nidau, der über Frauen verfügte «wie Waren», wie damals der Gerichtspräsident sagte.