Vor einem Jahr startete die Universität Bern gemeinsam mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund eine schweizweit einzigartige Ausbildung: Einen Lehrgang für Seelsorgerinnen und Seelsorger mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen.
Jetzt schliesst der erste Jahrgang mit elf Personen ab. Darunter sind acht Muslime, zwei Christen und ein Hindu-Priester. Das Fazit dieser drei Teilnehmenden ist positiv:
Mustafa Memeti, Imam im Haus der Religionen
«Die Ausbildung hat mir den Rücken gestärkt im Umgang mit anderen Religionen. Das habe ich gerade vor ein paar Tagen gespürt, an einem Gottesdienst mit Angehörigen von verschiedenen Religionen. Vor der Ausbildung hatte ich ganz andere Vorstellungen. Ich arbeite schon länger als Seelsorger in verschiedenen Gefängnissen im Kanton Bern. Mittlerweile kennen mich die Behörden und sie befürchten nicht, dass ich fremde Philosophien verbreite. Ich erwarte, dass das Zertifikat noch mehr Vertrauen schafft und ich noch positiver wahrgenommen werde.»
Belkis Osman-Besler, muslimische Seelsorgerin aus Zürich
«Das Ziel der Ausbildung war, eine Sicherheit für mich selber abzuholen und zu wissen, welche fachliche Kompetenzen ich ausbauen kann. Und es geht auch darum, den Menschen gerecht zu werden, die Seelsorge beanspruchen. Zudem ist es in der Schweiz wichtig, ein Zertifikat zu haben, ohne Belege ist es immer schwierig. Momentan hilft mir das Zertifikat in der aktuellen Situation nicht. Aber ich denke, für die Zukunft wird das sehr wichtig sein. Und es wichtig, dass wir Leute mit einer Zertifizierung parat haben.»
Sasikumar Tharmalingam, Hindu-Priester im Haus der Religionen
«Seelsorge ist für Hindus etwas ganz Neues. Was ich in diesem Lehrgang gelernt habe, ist für mich sehr wichtig, denn so lernte ich auch die verschiedenen Modelle der Seelsorge kennen. Bis jetzt habe ich Menschen freiwillig seelsorgerisch betreut. Mit dem Zertifikat gibt es jetzt vielleicht eine Möglichkeit, dass ich bezahlt werde. Denn das ist auch ein Recht. Ich habe Hoffnungen, dass es in Zukunft klappt. Am liebsten würde ich in einem Spital arbeiten, denn viele Hindu-Priester glauben, Spitäler seien unreine Orte. Aber wir müssen dort sein, wo die Menschen Unterstützung brauchen.»