Dieses Wochenende ist nochmals richtig schönes Wanderwetter. Doch Vorsicht: So ungefährlich ist der Gang in die Berge nicht. Im Jahr 2018 sind in der Schweiz über 130 Menschen beim Wandern und Bergsteigen gestorben.
Diesen Sommer ist es alleine auf dem Kleinen Mythen im Kanton Schwyz zu drei tödlichen Unfällen gekommen. Für die Bergrettung zuständig in dem Gebiet ist Thomas von Rickenbach. Laut ihm spielen soziale Medien wie Facebook oder Instagram mit eine Rolle, dass sich die Unfälle in den Bergen häufen.
SRF News: Dieses Jahr häufen sich die tödlichen Unfälle im Kanton Schwyz. An was könnte das liegen?
Thomas von Rickenbach: Zum einen kann es Zufall sein. Gut möglich, dass die nächsten eineinhalb Jahre nichts mehr passiert. Andererseits sehe ich schon einen Trend. Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, in die Berge zu gehen.
Ein Laie sieht den Post und denkt sich vielleicht: Cool, das will ich auch sehen! Von den Gefahren weiss er jedoch nichts.
Es beginnt beim Wandern, doch auch alpines Wandern, Klettern und Skitouren sind im Hoch. Das Problem ist, dass viele Anfänger solche anspruchsvolleren Touren unterschätzen und sich nicht mal richtig vorbereiten.
Der Trend zeigt sich auch auf Social Media. Selbstporträts vor Bergkulissen scheinen auf Facebook und Instagram besonders gut anzukommen. Welchen Einfluss hat das?
Das kann eine negative Signalwirkung haben. Wenn jemand vor einer beeindruckenden Kulisse am Abgrund steht, ein Foto von sich macht und dieses teilt, kann das andere zu einer ähnlichen Tour animieren. Doch auf diesen Kanälen fehlen dann meistens wichtige Informationen, etwa wie heikel der Aufstieg war oder wo es gefährliche Stellen hat. Ein Laie denkt dann vielleicht: Cool, das will ich auch sehen. Er wird dazu verleitet, sich in dieselbe Gefahr zu begeben.
Hatten Sie als Bergretter konkrete Erlebnisse, bei denen Social Media eine Rolle spielte?
Ich kann es nicht zu hundert Prozent beweisen, doch in einem Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass die Person wegen eines Social-Media-Eintrags auf eine Bergtour ging und sich da verirrte.
Ohne Vorbereitung ist man schnell überfordert und kann vor Ort die Gefahren nicht richtig einschätzen.
Das war keine offizielle Route und ohne Markierungen, die Person muss also wegen des Social-Media-Eintrags in diesem Gebiet gewesen sein. Zum Glück konnte die Rega sie unverletzt retten.
Sie können die Leute nicht zwingen, dass sie jedem ihrer Bilder einen Warnhinweis anfügen. Was empfehlen Sie stattdessen beim Umgang mit Social Media?
Ich empfehle allen, die sich über Social Media informieren, kritisch zu sein. Oft können die Leute, die Bilder von ihrer Bergtour teilen, nicht beurteilen, ob die Route nur für sie machbar war oder ob da alle ohne Probleme durchkommen.
SAC Berg- und Alpinwanderskala
Grad | Anforderungen |
---|---|
T1: Wandern | Keine, auch mit Turnschuhen geeignet. Orientierung problemlos, in der Regel auch ohne Karte möglich. |
T2: Bergwandern | Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe sind empfehlenswert. Elementares Orientierungsvermögen |
T3: anspruchsvolles Bergwandern | Gutte Trittsicherheit. Gute Trekkingschuhe. Durchschnittliches Orientierungsvermögen. Elementare alpine Erfahrung. |
T4: Alpinwandern | Vertrautheit mit exponiertem Gelände. Stabile Trekkingschuhe. Gewisse Geländebeurteilung und gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung. Bei Wettersturz kann ein Rückzug schwierig werden. |
T5: anspruchsvolles Alpinwandern | Bergschuhe. Sichere Geländebeurteilung und sehr gutes Orientierungsvermögen. Gute Alpinerfahrung in hochalpinem Gelände. Elementare Kenntnisse im Umgang mit Pickel und Seil. |
T6: schwieriges Alpinwandern | Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen. Ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln. |
Ein zentrales Element ist auch die Vorbereitung. Wie ist das Wetter? Welche Ausrüstung brauche ich? Wie schwierig ist die Tour? Bin ich ihr gewachsen? Gerade Anfänger sollten sich informieren und bereits im Vorfeld einen Blick auf die Karte werfen. Ohne diese Vorbereitung ist man schnell überfordert und kann vor Ort die Risiken nicht richtig abschätzen.
Das Gespräch führte Lars Gotsch