Wie angekündigt, liessen die Grünen im Stadtparlament bei der Diskussion über den Gestaltungsplan zum Projekt «Ensemble» nicht locker: Das ganze Projekt sei zu wenig grün, zu wenig nachhaltig und biete zu wenig Klimaschutzmassnahmen. Trotz emotionalen Voten blieben die Grünen jedoch die einzigen, die den Gestaltungsplan ablehnten.
Die anderen Parteien betonten: Sie akzeptierten den Entscheid der Zürcher Stimmbevölkerung. Das, obwohl zum Beispiel die AL nicht völlig mit dem Projekt einverstanden war. Und die SP entschied sich zur Stimmenthaltung.
Trotz des Ja des Gemeinderats ist aber bereits klar, dass eine weitere Volksabstimmung über das Projekt forciert wird. Markus Knauss von den Grünen bestätigte gegenüber dem «Regionaljournal», dass die IG Freiräume Zürich-West (in der auch etliche Grüne vertreten sind) am 30. Oktober mit der Unterschriftensammlung beginnen wird. Das Ziel: Das Hardturm-Areal soll eine Brache bleiben. Für ein Referendum sind 2000 Unterschriften nötig.
«How dare you» sagt die SVP
Die Hartnäckigkeit der Stadion-Gegner erboste die bürgerlichen Parteien im Parlament. «How dare you» – rief Fussballfan Stefan Urech von der SVP durch den Ratssaal, zitierte so die schwedische Klimaschützerin Greta und geisselte die «Zwängerei» der Grünen.
Er sehe der Abstimmung gelassen entgegen, sagte hingegen der zuständige Stadtrat André Odermatt (SP). Er rechnet damit, dass diese bereits im Mai 2020 stattfinden wird.
Canepa findet das Verhalten unfair
FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist langsam genervt von der Debatte, die er von der Tribüne aus beobachtete. Er bezeichnet die Gegner des Stadions als «schlechte Verlierer». Das Referendum zeige, «dass man einen demokratischen Entscheid nicht akzeptiert», so Canepa. Das sei unfair, findet der FCZ-Präsident. «Meine Geduld wird schon auf die Probe gestellt.»
Meiner Meinung nach zeigt das Referendum, dass man einen demokratischen Entscheid nicht akzeptiert.
Die beiden Fussballclubs FCZ und GC und die Stadt Zürich hoffen darauf, dass das Stadion trotz aller Zusatzschlaufen 2023 steht, ein Jahr später als geplant.
Warum jetzt und mit denselben Argumenten?
Markus Spillman vertritt mit der Agentur KMES Partner das Projekt in der Öffentlichkeit. Natürlich respektierten sie die demokratischen Prozesse, betont er gegenüber dem «Regionaljournal». Dennoch sei es eigenartig, dass die gleichen Argumente wie vor der (gewonnenen) Abstimmung jetzt wieder vorgebracht würden. «Es ist als ob wir 3:0 führten und trotzdem in die Verlängerung müssten.» Einer Abstimmung über den Gestaltungsplan sähen sie zuversichtlich entgegen, sagt er weiter. Was allerdings im Fall eines Neins die Konsequenzen wären, kann er nicht sagen. Sicher ist: Noch einmal eine Variante für ein neues Fussballstadion in Zürich hat niemand in der Schublade.
Eine unendliche Stadion-Geschichte
Wird im Mai 2020 noch einmal abgestimmt, ist es das vierte Mal, dass sich die Zürcher Stimmberechtigen zur Stadion-Frage äussern:
- Im Herbst 2018 haben sich rund 54 Prozent für ein Fussballstadion auf dem Hardturm-Areal mit der gemeinnützigen Überbauung und den Wohn- und Geschäftshäusern ausgesprochen.
- 2013 lehnten die Stimmberechtigten ein städtisch-finanziertes Projekt für ein Fussballstadion an der Urne ab.
- 2003 stimmten die Zürcherinnen und Zürcher dem privat finanzierten Projekt «Pentagon» zu. Es scheiterte schliesslich an Rekursen von Anwohnern.