SRF News: Sie sind erst 21 und haben schon ein eigenes Geschäft, wie kam es dazu?
Raissa Zimina: Es ist schon etwas verrückt, aber ich dachte einfach, das ist eine einmalige Chance. Ich war in meinem letzten Lehrjahr als Schuhmacherin, als der damalige Besitzer dieses Ladens zu uns ins Geschäft kam und sagte, dass er jemanden sucht, der seine Schuhmacherei übernehmen möchte. Natürlich ist es ungewöhnlich, dass jemand direkt nach der Lehre ein eigenes Geschäft führt, aber bei meinem Vorgänger war es auch nicht anders. Ich dachte mir deshalb, es ist besser, wenn ich jetzt einen Laden habe, wo ich noch keine Familie oder sonstige Verpflichtungen habe. Ich habe nichts zu verlieren, ich habe nur die Chance dazuzulernen oder zu gewinnen.
Weshalb haben Sie sich überhaupt für die Schuhmacherei entschieden?
Ich habe ganz viele verschiedene Dinge ausprobiert, bevor ich mich für diese Lehre entschieden habe. Zunächst fing ich eine KV-Lehre an, weil man da ja gutes Geld verdienen kann. Dann wechselte ich zum Gartenbau, weil der viele Papierkram nichts für mich war. Das Handwerkliche passte mir dort zwar, ich realisierte aber, dass ich das nicht bis achtzig machen kann und mein Körper mit vierzig Jahren schon kaputt ist. Als Schuhmacherin kann ich bis ins hohe Alter weiterarbeiten und immer Freude am Beruf haben. Und Schuhe wird man immer brauchen. Deshalb ist das für mich der ideale Beruf.
Sie betreiben die einzige Schuhmacherei im Klettgau, wie läuft das Geschäft?
Es läuft immer besser. Je mehr Leute davon wissen, umso mehr Arbeit habe ich. Ich bin zufrieden: Ich mache keine Schulden, ich habe grosse Freude an der Arbeit und habe jeden Tag zu tun. Aber es könnte auch noch mehr sein.
Das Gespräch führte Roger Steinemann.