Darüber reden, bevor etwas Schlimmes passiert. Mit diesem – auf den ersten Blick einfachen – Prinzip verhindert die Zürcher Kantonspolizei Gewaltverbrechen. Der Kanton Zürich war vor sechs Jahren einer der ersten Kantone, der die sogenannte «Gefährderansprache» einführte. Dies nachdem 2011 eine Mitarbeiterin der Sozialbehörde in Pfäffikon getötet wurde.
Anklopfen und ansprechen
Egal ob bei häuslicher Gewalt, Extremismus oder bei Wut auf die Behörden: Wenn die Polizei einen Hinweis hat, dass eine Person ein Verbrechen begehen könnte, geht sie beim potentiellen Täter vorbei. Einer dieser speziellen Polizisten ist Roger Walder. Seine Aufgabe: Vorzeichen von Gewalttaten erkennen und richtig deuten. Er sieht sich denn auch eher als bewaffneter Sozialarbeiter denn als Polizist: «Wir reden doch sehr viel während unserer Arbeit», so Walder.
Die sogenannten «Gefährder» sind verpflichtet mit der Polizei zu sprechen. Er trete deshalb nie in Uniform auf, so Walder. Er wolle sein Gegenüber nicht unter Druck setzen.
Wir müssen einen Zugang zu den Gefährdern finden. Deshalb können auch sie, den Ort des Gesprächs bestimmen.
Es entstünden meist sehr gute Gespräche, so Walder. Die meisten «Gefährder» erzählten gerne, weil ihre Gedanken auch für sie belastend seien. Das Ziel der Gespräche: «Wenn man weiss, dass einem ein Polizist über die Schulter blickt, dann handelt man bewusster.»
Mittlerweile führt die Kantonspolizei Zürich pro Jahr rund 500 solche Gefährderansprachen. Offenbar ziemlich erfolgreich: Seit Einführung des Dienstes hat kein «Gefährder» eine schwere Gewalttat begangen.