«Uli der Knecht», «Heidi und Peter», «Geld und Geist» – Franz Schnyder lockte mit diesen und weiteren Filmen Millionen von Schweizerinnen und Schweizern in die Kinos. Bekannt wurde er in den 1950er-Jahren vor allem mit seinen Gotthelf-Verfilmungen. Aber auch bereits sein erster Film 1941 war ein Publikumserfolg, die «Gilberte de Courgenay».
Nun ist die erste umfassende Biografie über das Leben und Werk des grossen Schweizer Regisseurs erschienen, in der neue Geschichten ans Tageslicht gebracht und alte Wahrnehmungen korrigiert werden.
SRF News: Was haben Sie bei der Recherche zum Buch herausgefunden, was Sie noch nicht wussten über Franz Schnyder?
Ursula Kähler: Uns beiden war es wichtig, ein neues Bild von Franz Schnyder zu zeichnen. Nicht das des alten Griesgrams, der frustriert in Burgdorf sitzt und keine Filme mehr drehen darf, sondern auch den jungen Schnyder, der erfolgreich in Deutschland inszeniert und gespielt hat. Er war ein positiv denkender Mensch, der aber natürlich seine Schattenseiten hatte.
Sie wohnen selbst in Burgdorf, Raff Fluri, was hat Schnyder dort für ein Image?
Raff Fluri: In Burgdorf hört man viele Anekdoten – es sind vor allem lustige Geschichten. Er wird oft als Kauz bezeichnet. Es gab zum Beispiel die Geschichte von einem Tiger aus seiner Jugendzeit, also dass die Famile Schnyder einen Tiger bei sich zuhause hatte. Diese Story hat sich bis heute weiterentwickelt.
Stimmt diese Geschichte?
Ursula Kähler: Ja, die Nichte von Franz Schnyder hat uns das bestätigt und wir haben ein Foto gefunden mit dem Tigerbaby.
Der Lebensstil von Franz Schnyder gab in Burgdorf zu reden.
Raff Fluri: Auch sein Rolls-Royce gab zu reden – und wie Schnyder sich von seinem Fahrer herumchauffieren liess. Sein übertriebener Lebensstil sorgte für Gesprächsstoff. Auf der anderen Seite gab es den resignierten Schnyder, der böse Briefe an die Stadtbehörden schrieb und stets über das Ziel hinausschoss.
Wie sind Sie vorgegangen im Archiv?
Ursula Kähler: Es gibt viel Fotomaterial von ihm in der Burgerbibliothek Bern. Fotos können viel über einen Charakter aussagen. Wenn man den jungen Schnyder auf Fotos sieht, sieht man, dass er das Leben noch vor sich hat und sich verwirklichen will. Der hat Träume.
Online-Vernissage von «Franz Schnyder, Regisseur der Nation»
Dann sieht man Fotos, auf denen er alt ist. Da merkt man die Entwicklung, die er durchlebt hat. Er war am Ende psychisch krank. Viel gebracht haben uns auch die Zeitzeugen, die uns Geschichten erzählt haben, die bisher nie aufgeschrieben wurden.
Das Gespräch führte Martina Koch.