In der Reha Rheinfelden werden nicht nur Sportverletzungen oder Rheumabeschwerden therapiert, das Zentrum bietet auch Therapien für Menschen mit Hirnverletzungen oder -erkrankungen. Patienten aus diesem Bereich werden in Rheinfelden auch mit Musik therapiert. Die Reha Rheinfelden ist am Montag vom Verein «Singende Krankenhäuser» zertifiziert worden. Wie Singen und Musik in Rheinfelden eingesetzt wird, erklärt Bate Roelcke, Leiterin «Kreative Therapien».
SRF News: Wo wird in Rheinfelden Musik zur Therapie eingesetzt?
Beate Roelcke: Die Reha Rheinfelden hat eine grosse neurologische Abteilung. Wir sind vor allem für Patienten mit Erkrankungen in diesem Bereich angestellt. Das sind Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung, mit Multipler Sklerose, nach einem Schlaganfall oder nach Hirntumor-Operationen – also immer dann, wenn das Gehirn verletzt ist.
Wie muss man sich diese Sing-Therapie vorstellen?
Wir machen nicht ausschliesslich Singtherapie: Wir machen Musiktherapie. Ein grosser Teil davon ist natürlich die Stimme und das Singen. Manche Menschen haben nach einem Schlaganfall das Sprachvermögen verloren, wenn die Verletzung im Sprachzentrum sitzt. Da unser Gehirn so strukturiert ist, dass wir gut gelernte Lieder mit Text und Melodie an verschiedenen Stellen im Gehirn gespeichert ist, können wir diese abrufen. Wir versuchen bei Menschen, die gar nicht sprechen können, über Lieder in Kontakt zu kommen. Zu schauen, ob da etwas bekannt ist und ob sie darauf ansprechen. Viele Menschen der älteren Generation, die viel gesungen haben, können immer noch mit Text singen. Damit haben wir eine Möglichkeit, das Sprachvermögen zu unterstützen. Dabei arbeiten wir auch mit der Logopädie zusammen.
Sie arbeiten mit Menschen zusammen, welche das Singen von früher her kennen. Das heisst, die Therapie baut auf Fähigkeiten von früher auf, die man zu reaktivieren versucht.
Das betrifft vor allem Fälle, in denen es um Sprachverlust geht. Wir arbeiten aber mit allen Patienten. Die meisten Menschen sprechen auf Musik an, lassen sich dadurch motivieren. Das nutzen wir auf verschiedenen Ebenen. Sei es mit Rhythmus, sei es mit Instrumenten. Wir haben viele Instrumente, die man einfach spielen kann, über die man auch andere Funktionen üben kann wie den Einsatz der Hände, der Feinmotorik oder der Füsse – wenn man etwa das Hi-Hat eines Schlagzeugs bedient.
Die Reha Rheinfelden wurde nun zertifiziert. Was ist das Zertifikat des Vereins «Singende Krankenhäuser»?
Diesen Verein gibt es seit vielen Jahren. In Deutschland sind viele Krankenhäuser Mitglied. Der Verein setzt sich zum Ziel, die gesundheitsfördernde Wirkung des Singens zu unterstützen, auch finanziell. Kliniken werden darin unterstützt, zertifizierte Singleiter anzustellen. Wir freuen uns sehr, dass unsere Klinikleitung ebenfalls zu den Unterstützern gehört und um das gesundheitsfördernde Element des Singens weiss und uns in diesem Bereich unterstützt.
Das Gespräch führte Bruno von Däniken.