Bei der Pilzkontrolle in einem Schulhaus in Oensingen herrschte zeitweise Grossandrang. Die normalen Öffnungszeiten reichten nicht immer aus, so Pilzkontrolleur Urs Widmer gegenüber SRF. An einzelnen Tagen hätten sie während dreier anstatt einer Stunde lang Pilze kontrolliert.
Es gab eine Schlange von bis zu 30 Personen, das ist viel.
Die beiden Kontrolleure sind für sechs Gemeinden zuständig. Neben Pilzsammlern aus Oensingen gehören jene aus Balsthal, Kestenholz, Niederbipp, Ober- und Niederbuchsiten zu ihren Kunden. 250 Kontrollen führten die beiden bis jetzt in der laufenden Saison durch, letztes Jahr waren es nur 175. Dazu kommt, dass die Körbchen viel voller waren als sonst.
Viel Pilze und viel Volk im Wald
Die vielen Pilze lockten auch viele unerfahrene Pilzsammler in den Wald, so der Eindruck der Oensinger Kontrolleure. Dies sei ein bekanntes Phänomen, meint Urs Widmer: «Wenn sich herumspricht, dass es in den Wäldern viele schmackhafte Pilze wie Steinpilze und Maronenröhrlinge gibt, dann geht es rasch und es kommen viele Leute. Auch solche, die noch nie oder schon lange nicht mehr in den Pilzen waren. So war es auch dieses Jahr.»
Nicht alle Anfänger wüssten, wie man Pilze korrekt sammelt und für die Kontrolle bereitstellt. Sie brächten unsortierte Pilze mit, manchmal gar in Plastiksäcken. Ein grosses Problem sei dies jedoch nicht.
Ab und zu bringen ganz Unerfahrene den halben Wald mit.
Ein grösseres Problem ist laut Kontrolleur Widmer die Unterscheidung von essbaren und giftigen Pilzen. Diese ähneln sich teilweise sehr. Dieses Jahr mussten die Oensiger Pilzkontrolleure recht viele ungeniessbare oder gar giftige Pilze aussortieren. Tödliche Pilze waren jedoch nur wenige in den Körben der Pilzfreunde aus der Region.
Aussergewöhnlich viele Vergiftungsnotfälle
Katharina Schenk von Tox Info Suisse empfiehlt jedem Pilzsammler, auch den vermeintlich erfahrenen, die offiziellen Pilzkontrolleure aufzusuchen. Sie seien die einzig verlässliche Stelle. Sich beispielsweise auf ein Pilzbestimmungs-App auf dem Smartphone zu verlassen, sei gefährlich.
Ein App taugt absolut nicht wenn es darum geht, ob man einen Pilz essen soll oder nicht.
Leider gingen nicht alle Schweizer Pilzsammler bei der Kontrollstelle vorbei, so Schenk. Und so ist das rekordverdächtige Pilzjahr 2017 auch für die Stiftung Tox Info Suisse, welche die Vergiftungs-Notfallnummer 145 betreut, rekordverdächtig.
Wir hatten dieses Jahr überdurchschnittlich viele Anfragen zu Pilzvergiftungen.
Über 500 Fälle wurden im laufenden Jahr registriert, bereits 180 mehr als im Vorjahr. Dies sei sehr aussergewöhnlich und deute auf einen Rekord hin, so Schenk. Bei den Fällen geht es um Einzelpersonen aber auch um ganze Familien.
Auch aus den Kantonen Aargau und Solothurn habe es deutlich mehr Anrufe bei Tox Info Suisse gegeben. Besondere Vergiftungsfälle aus der Region kann Schenk zwar keine nennen, aufgefallen sei aber allgemein, dass viele Leute sich übergeben mussten. Dies, weil sie eigentlich essbare Pilze wie den Riesenschirmling nicht genügend lange angebraten hätten.