Auf dem ersten Reportagenfestival, welches am Wochenende in Bern stattfindet, lastet eine Hypothek. Misstrauen durchzieht die Welt der gedruckten Texte. Nicht zuletzt seit im vergangenen Herbst aufgeflogen ist, dass ein viel gelobter Reporter des renommierten Nachrichtenmagazins «Spiegel» Texte teilweise erfunden hat, steht die Reportage unter Generalverdacht.
Fact-Checkerin am Werk
Die Organisatoren des Festivals, an dem 39 Autorinnen und Autoren aus der ganzen Welt mit ihren Geschichten um die Gunst der Jury buhlen, haben ihre Bemühungen intensiviert. Eine sogenannte Fact-Checkerin untersuchte sämtliche Texte im Rennen um den Hauptpreis «true award» auf deren Richtigkeit. Diese Tätigkeit habe mehrere Wochen in Anspruch genommen, sagt Organisator Daniel Puntas Bernet. «Unsere Texte sind jetzt – etwas plakativ gesagt – nicht nur sauber, sondern rein», sagt er.
Bern als Nabel der Reportagewelt
Dass Bern Austragungsort des ersten Reportagenfestivals ist, hat nicht nur damit zu tun, dass hier das von Daniel Puntas geleitete Magazin «Reportagen» herausgegeben wird. Sondern mit einer besonderen Eigenschaft unseres Landes: «Die Schweiz ist privilegiert, was Pressefreiheit und demokratische Errungenschaften anbelangt.» Und Bern als politisches Zentrum symbolisiere diese Werte, sagt Puntas. Werte notabene, die wir als Schweizer nicht mehr zu schätzen wüssten.