Am Samstag startet Stefan Keller zu einer 700-Kilometer-Tour nach Spanien. Mit Gleitschirm und Rollstuhl will der Solothurner in 14 Tagen nach Girona fliegen und rollen.
Vor zwei Jahren hat Stefan Keller schon fliegend und rollend die Alpen überquert. «Geht nicht, gibt's nicht», lautet das Motto des 56-Jährigen, der seit einem Unfall als Gleitschirmlehrer querschnittsgelähmt ist.
SRF: Am Samstag starten Sie auf dem Solothurner Hausberg Weissenstein zu ihrer Abenteuer-Reise nach Spanien. Ausgerechnet zum Start sieht es aber gar nicht nach Flugwetter aus.
Stefan Keller: Wir haben wirklich das schlechteste Wetter, das wir haben können. Ab Mittag ist Dauerregen angesagt. Fliegen ist also kein Thema. Ich hoffe, dass ich wenigstens noch im Trockenen die Weissensteinstrasse hinunterfahren kann und am ersten Tag auf der Strasse so weit wie möglich komme.
Beim Hinunterfahren vom Weissenstein haben Sie sich letztes Jahr die Hand gebrochen.
Eine Bremsscheibe am Hinterrad hatte sich verklemmt. Vielleicht hatte ich zu viel gebremst und sie wurde zu heiss und deformierte sich. Das haben wir jetzt noch verbessert. Ich gehe nicht davon aus, dass mir das noch einmal passiert.
Sie sind im Rollstuhl, weil Sie 2013 beim Gleitschirmfliegen einen Unfall hatten. Trotzdem scheint Sie das Fliegen nach wie vor glücklich zu machen.
Es ist mein Leben. Es ist meine Leidenschaft. Das Fliegen bekam sogar noch eine andere Tiefe. Ich muss zwar nicht mehr unbedingt jeden Flug haben, bin kein Flug-Junkie mehr. Aber wenn ich in der Luft bin, ist das noch viel gehaltvoller als früher. Es ist wie bei einem guten Wein oder Grappa, der schon ein paar Dinge erlebt hat und lange gelegen hat: die Qualität nimmt zu.
Sie sind ein positiv denkender Mensch. Kann man das lernen, oder ist einem das einfach gegeben?
Das ist eine Entscheidung. Wir kommen ja nicht ums Denken herum. Wenn wir also schon denken, dann denken wir doch besser etwas Positives.
Sie wollen Ihre 700-Kilometer-Tour nach Spanien unter anderem dafür nutzen, eine Idee zu propagieren. Sie wollen, dass Solothurn zur rollstuhlgängigsten Kantonshauptstadt wird. Man kann aber doch in der historischen Barockstadt nicht einfach die holprigen Pflastersteine durch geteerte Strassen ersetzen?
Oft sind es Kleinigkeiten, die den Rollstuhlfahrern das Leben schon wesentlich erleichtern würden. Etwa eine Rampe in ein Kleidergeschäft. Oft wird einfach nicht daran gedacht, weil die Gesellschaft noch zu wenig sensibilisiert ist für das Thema.
Das Gespräch führte Marco Jaggi.