«Ich vermeide diesen Ort, so gut ich kann, und benutze kleinere Strassen. Weil hier so viel Lärm ist. Und mit Kindern muss man sehr vorsichtig sein, weil es so viele Autos gibt.» Das sagt eine Anwohnerin der Zürcher Rosengartenstrasse, die zu Fuss in Wipkingen unterwegs ist. In einem Quartier, das seit dem Ausbau der Rosengartenstrasse zur Transitachse entzweigeschnitten ist. Auf vier Spuren rauscht hier zwischen Hardbrücke und Bucheggplatz der Verkehr, Tag und Nacht.
Schulhaus mit Lärmschutz
Das Schulhaus Nordstrasse, das an die Rosengartenstrasse grenzt, ist mit einer Lüftungsanlage ausgerüstet, weil man hier nur bei geschlossenen Fenstern unterrichten kann. Eine Schallschutzmauer rund um den Pausenplatz schützt die Kinder beim Spielen vor dem Lärm. In den 90er Jahren wollte die Stadt die Schule schliessen, da immer mehr Eltern Umteilungsgesuche stellten. «Die Lehrer fanden aber, man müsse das Schulhaus erhalten, trotz der Lage», sagt Schulleiter Christian Gerber.
Für Oliver Häni, Geschäftsführer der Bäckerei Steiner an der Rosengartenstrasse, ist der Standort gut. Sein Betrieb beliefert den Zürcher Flughafen, seine «Laufkundschaft» kommt meist mit dem Auto. Ihm als Geschäftsmann brächte die geplante Verkehrsberuhigung mit dem Tunnel nicht viel. Dennoch wünscht auch Häni sich weniger Lärm im Quartier. «Ich bin hier aufgewachsen. Der massive Verkehr, diese Autobahn quer durch die Stadt, das alles ist einfach nicht mehr zeitgemäss.»
Monsterdebatte im Kantonsrat
Der Rosengartentunnel ist zurzeit Thema im Zürcher Kantonsparlament. Und selten gab ein Verkehrsprojekt im Rathaus so viel zu reden wie dieses. Fast vier Stunden lang debattierten die Kantosrätinnen und Kantonsräte, ob sie überhaupt auf das Rosengarten-Projekt eintreten wollten oder nicht. Der Entscheid, dies zu tun und im Detail über die Vorlage zu sprechen, fiel schliesslich mit 106 zu 61 Stimmen.
Für Eintreten stimmten SVP, FDP, EDU, EVP und CVP. Gegen das Ansinnen waren Grüne, GLP, AL, BDP und eine Mehrheit der SP. Mit dem 1,1, Milliarden Franken teuren Projekt sollen die stark befahrene Rosengartenstrasse zur Quartierstrasse zurückgebaut und der Verkehr durch einen neuen Tunnel geleitet werden. Auf der Rosengartenstrasse soll zudem ein Tram fahren.
Die Detailberatung findet aus Zeitgründen erst in der kommenden Woche statt. Bereits jetzt ist absehbar, dass das Volk das letzte Wort haben wird: Die Grüne Partei und der Verkehrsclub der Schweiz VCS haben das Referendum angekündigt. Sie befürchten, dass das Tunnelprojekt zu gross angelegt ist und zusätzlichen Autoverkehr generieren würde. Dies vor allem deshalb, weil das Projekt eine zusätzliche Spur vorsieht. Sie soll der Sicherheit dienen; die Gegner rechnen aber damit, dass sie bei hoher Belastung für den Verkehr freigegeben wird und die Kapazität erhöht.
Steht der Stadtrat noch hinter dem Projekt?
Die Zürcher Stadtregierung, die das Projekt mit der Kantonsregierung ausgehandelt hat, hat sich trotz Kritik immer dahinter gestellt. Sollte der Kantonsrat die zusätzliche Spur bewilligen, müsse die Regierung ihre Haltung aber noch einmal überdenken, sagt Regierungssprecherin Christina Stücheli gegenüber dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Bis Anfang März muss die Regierung zudem Fragen aus dem Parlament beantworten. Unter anderem genau diese: Steht der Stadtrat noch hinter dem abgeänderten Projekt?
Die städtischen Tunnel-Gegner aus SP, Grünen und Alternativer Liste erhoffen sich dank eines Neins aus der Stadtregierung einen Sieg in der anstehenden kantonalen Abstimmung über das Tunnelprojekt.