Die Zahlen steigen und steigen: Im letzten Jahr haben die Jugendanwaltschaften des Kantons Zürich gegen 5027 Jugendliche ein Strafverfahren eröffnet. Das sind 5 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Beunruhigt zeigt sich die Oberjungendanwaltschaft insbesondere im Bereich der Jugendgewalt. Diese ist nun bereits das 4. Jahr in Folge gestiegen. Vergangenes Jahr mussten 857 Jugendliche wegen eines Gewaltdelikts verzeigt werden. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 225 Personen mehr, ein Anstieg um 36 Prozent.
Eine Auswertung der Gewaltstraftaten zeigt nun: Die Beschuldigten sind in 86 Prozent aller Fälle männlich und durchschnittlich 16 Jahre alt. Zudem sei auffällig, dass Delikte immer häufiger in Gruppen begangen würden.
Nachts und unter Einfluss von Alkohol
Gruppendelikte finden vor allem in der Nacht und abends statt. Bei rund der Hälfte all dieser Delikte spielt Alkohol nachweislich eine Rolle. Weiter zeigt die Analyse, dass sich Jugendgewalt primär in öffentlichen Räumen abspielt, häufig in Parks, am See, auf der Strasse oder in der Umgebung des Bahnhofs. Die Gewalt richtet sich meistens gegen andere Jugendliche, Täter und Opfer müssen sich nicht zwangsläufig kennen.
Nimmt Jugendgewalt wegen Corona weiter zu - oder geht sie wegen Corona zurück?
Die Gründe, weshalb die Jugendgewalt wieder zunimmt, sind nicht einfach zu finden. Möglicherweise glauben viele nicht mehr an ihre Zukunft. Diese Perspektivlosigkeit habe wieder zugenommen, sagt Giacomo Dalla von der Offenen Jugendarbeit Zürich OJA. Wichtig sei auch die Lehrstellensituation. Er hofft, dass wegen der Coronakrise das Lehrstellenangebot nicht zurückgeht. Er sieht die Wirtschaft und den Staat in der Verantwortung. Diese müssten dafür sorgen, dass diese Lehrstellen erhalten bleiben.
Er hält es aber auch für möglich, dass sich die Coronakrise bezüglich Jugendkriminalität positiv auswirke. «Viele Jugendliche sagen uns, dass sie nie geglaubt hätten, dass sie die Schule einmal vermissen werden». Es könne also auch sein, dass die Jugendlichen wegen der Krise feststellen, dass die Schule wichtig sei und sie eine längerfristige Perspektive auf ihr Leben erhalten. Das könnte sich dann auch positiv auf die Entwicklung der Jugendkriminalität auswirken.